Pflege und Wartung

Kategorie: Werkstatt
 
Wie der Herr, so das Geschirr" - ja, der Zustand eines Bikes sagt so manches über den Besitzer aus, und wer will als ambitionierter Biker schon in Verruf geraten...
Im Ernst, biken erfordert auch eine entsprechende Pflege des Sportgerätes, wobei Fahren im Gelände häufigere und intensivere Pflege erfordert. Dafür ist es unter der Würde eines stilechten Rennradlers, mit einem nicht auf Hochglanz polierten Bike zu fahren.
Neben dem persönlichen Ehrgeiz eines sauberen und gut gepflegten Rades steht meiner Meinung nach aber der Werterhalt im Vordergrund. Gerade Sand und Schmutz in Kombination mit Feuchtigkeit/Wasser sorgen bei jedem noch so hochwertigen Bike für vorzeitigen Verschleiß und abnehmenden Fahrspaß.

 

Somit gilt in jedem Fall: Pflege muss sein.

Diese Seite gibt einen groben Überblick über die Wartungs- und Pflegemaßnahmen. Auf den Seiten zu den einzelnen Teilen (z.B. Kette, Ritzelpaket, Bremsen usw.) findest du noch genauere Anleitungen und Tipps.

 
  •  Kontrolle vor jeder Fahrt
    • Luftdruck bei Vorder- und Hinterrad prüfen (mit dem Daumen oben auf den Reifen drücken reicht mit etwas Übung aus, ansonsten Pumpe mit Manometer oder Luftdruckprüfer verwenden).
    • Kurzer Test der Bremsanlage:
      Vorder- und Hinterrad-Bremshebel kräftig ziehen. Der Hebel darf sich nicht bis zum Lenkergriff durchziehen lassen. Durch Schieben des Bikes ebenfalls prüfen, ob das jeweilige Rad auch wirklich blockiert.
      Sichtprüfung der Bremsbeläge: Ist noch ausreichend Belag vorhanden?
    • Sind Flickzeug, Reifenheber, Minitool (Werkzeug für unterwegs) und Minipumpe am Rad?
    • Helm und Trinken nicht vergessen?

    Oben genannte Punkte haben mit der Bike-Pflege noch nicht wirklich was zu tun, gehören aber einfach dazu, wenn es um die Sicherstellung der einwandfreien Funktion des Bikes geht.
  •  Regelmäßige Pflege - Was heißt regelmäßig?

    Unter regelmäßig verstehen wir "so oft wie nötig" (aber bitte nicht: "So selten wie möglich"). Bei Ausfahrten auf der Strasse oder trockenem Gelände muss das Bike sicher nicht nach jeder Tour komplett gereinigt werden. Wenn aber bei Nässe oder gar im Winter bei Salz gefahren wird, sollte das Bike je nach tatsächlichem Verschmutzungsgrad nach jeder Ausfahrt gepflegt werden.

    • Bike waschen
      Dazu einen Eimer mit (warmen) Wasser und evtl. etwas Reinigungsmittel (z.B. Geschirrspülmittel, keine "scharfen" Reiniger) füllen und das Bike mit einem Schwamm - bei hartnäckigem Schmutz einer weichen Bürste - waschen. Für das Reinigen von Kleinteilen wie Schaltung usw. eignen sich kleine Flaschenbürsten, alte Zahnbürsten oder Pfeiffenputzer. Wer das Rad abspritzen möchte, sollte einen möglichst weichen Wasserstrahl wählen und nicht direkt auf Lager spritzen. Auf keinen Fall einen Hochdruckreiniger verwenden, da dieser Schmutz und Wasser in die Lager drückt.
    • Kette, Ritzel und Kettenblätter reinigen
      Für den täglichen Gebrauch einen Lappen mit etwas Kettenöl tränken, fest um die Kette halten und mittels Kurbel die Kette (rückwärts) durch den Lappen gleiten lassen. Eventuell reicht dies auch schon als neue Schmierung der Kette aus. Bei hartnäckigen Verschmutzungen den Lappen mit etwas Petroleum tränken und wie beschrieben die Kette durch den Lappen ziehen. Für die Ritzelreinigung am Besten das Hinterrad ausbauen und einen mit Petroleum getränkten Lappen entlang der Laufrichtung der Kette durch die Zwischenräume hin- und herziehen. Die Kettenblätter ebefalls mit einem petroleumgetränkten Lappen reinigen. Spezielle Kettenreiniger oder Fettlöser halte ich für unnötig.
    • Bewegliche Teile schmieren
      Dazu gehören Schaltwerk, falls vorhanden Umwerfer, Kette, Pedalachsen, Gelenke und Lager von Hinterbau und Dämpfer sowie Dichtmanschetten von Federgabel und Dämpfer. Alle Teile außer der Kette und Dichtmanschetten von Federgabel und Dämpfer sprühe ich im täglichen Gebrauch mit einem Silikon-Öl ein. Dieses zieht Staub und Schmutz nicht so stark an wie herkömmliches Öl. Die Kette wird Glied für Glied mit einem Tropfen Rohloff-Kettenöl versehen. Die Dichtmanschetten von Federgabel und Dämpfer besprühe ich mit etwas Brunox-Spray).
    • Verschleißteile
      wie Bremsbeläge (Belagsstärke), Kette (Verschleißgrenze mit einer Messlehre wie dem Rohloff-Kaliber prüfen), Reifen (Beschädigungen, Profil, Luftdruck) prüfen und ggf. austauschen.

 

Frühjahrs- und Winter-Check

 
Jeder Motorradfahrer kennt es, das "Einmotten" (Wintercheck) sowie den Frühjahrscheck seiner Maschine. Wer vor dem Einmotten alle Wartunsgmaßnahmen gemacht hat, kann sich diese im Frühjar in der Regel sparen.
Viele von uns motten jedoch ihr Bike den Winter über nicht ein, sondern sind auch bei Schnee und Eis, aber vor allem auch bei Salz und in "wärmeren" Winterabschnitten bei viel Matsch unterwegs. Deshalb ist es vor dem Winter sinnvoll, das Bike entsprechend zu rüsten (siehe Winter-Check).
 
 
  •  Frühjahrs-Check / große Inspektion

    Wer sein Bike im Winter einmottet, kann diesen schon im Herbst / Winter machen und muss eventuell auch weniger tun. Wer jedoch bei jedem Wetter - und v.a. im Winter - fährt, sollte vor dem Saisonbeginn im Frühjahr sein Bike von Grund auf reinigen, frisch fetten und Verschleißteile kontrollieren. Dieser so genannte "Frühjahrs-Check" kann bei intensiver Fahrweise auch öfter sinnvoll bzw. nötig sein (z.B. halb- oder vierteljährlich). Da der Check eigentlich nichts mit dem Frühjahr zu tun hat (außer, dass er von den meisten Bikern dann gemacht wird), nenne ich ihn "große Inspektion".

    • Das Bike zunächst waschen.
      Dazu einen Eimer mit (warmen) Wasser und evtl. etwas Reinigungsmittel (z.B. Geschirrspülmittel, keine "scharfen" Reiniger) füllen und das Bike mit einem Schwamm - bei hartnäckigem Schmutz einer weichen Bürste - waschen. Für das Reinigen von Kleinteilen wie Schaltung usw. eignen sich kleine Flaschenbürsten, alte Zahnbürsten oder Pfeiffenputzer. Wer das Rad abspritzen möchte, sollte einen möglichst weichen Wasserstrahl wählen und nicht direkt auf Lager spritzen. Auf keinen Fall einen Hochdruckreiniger verwenden, da dieser Schmutz und Wasser in die Lager drückt.
    • Bremsen:
      Beläge und Bremsscheiben auf Verschleiß prüfen und ggf. austauschen, alle beweglichen Teile (auch Gelenke der Bremshebel) mit Silkon-Öl einsprühen oder einem Tropfen Öl versehen. Zum punktuellen Aufttagen von Öl an Gelenke eignet sich eine handelsübliche Spritze mit Kanüle (Achtung: Verletzunsggefahr) besonders gut.
    • Antrieb:
      Kette mit einer Messlehre wie dem Rohloff-Kaliber auf Verschleißgrenze prüfen. Ebenso Kettenblatt /Kettenblätter auf Verschleiß Prüfen (starke seitliche Abnutzung, starle Abnutzung der Zähne erkennbar?)
      Falls ok: Kette, Ritzel, Kettenblätter mit einem petroleumgetränkten Lappen sorgfältig von Schmutz und altem, verkrustetem Öl befreien. Für die Kette: Diese durch den Lappen ziehen, indem du den Lappen fest um die Kette hältst und mittels Kurbel die Kette (rückwärts) durch den Lappen gleiten lässt. Anschließend kommt Sisyphus-Arbeit. Eine Zeitung unter das Bike legen. Mit Zahnbürste und Pfeifenputzer jedes einzelne Kettenglied innen und außen von den Schmutz-Öl-Verkrustungen befreien. Für die Ritzelreinigung am Besten das Hinterrad ausbauen, auf eine Zeitung stellen und einen mit Peroleum getränkten Lappen entlang der Laufrichtung der Kette durch die Zwischenräume hin- und herziehen.
    • Schaltung:
      Alle beweglichen Teile von Umwerfer, falls vorhanden Schaltwerk und Schalthebel mit einem Tropfen Öl versehen. Sollte der Schaltvorgang nicht einwandfrei funktioneren, ist die Schaltung verstellt. In diesem Fall die Schaltung neu einstellen.
    • Federgabel und Dämpfer:
      Reinige die Standrohre und Dichtungen der Federgabel. Anschließend die Standrohe beim Übergang in die Dichtmanschetten mit etwas geeignetem Öl (z.B. Brunox-Spray) einsprühen. Dasselbe gilt für den Dämpfer.
      Einmal pro Jahr sollte man auch einen Gabel- und Dämpferservice durchführen oder durchführen lassen.
    • Steuersatz:
      Wenn Du den Steuersatz mit einem Neoprenschutz geschützt hast, dann entferne diesen jetzt und säubere den Steuersatz von aussen. Jetzt solltest du noch das Lagerspiel überprüfen. Wer es besonders gut meint, baut den Steuersatz auseinander, reinigt und fettet ihn neu.
    • Felgen:
      Die Felgen sind insbesondere im Gelände zahlreichen Belastungen ausgesetzt - Steinkontakt oder gar Durchschläge können die Felgen beschädigen. Du solltest du sie daher regelmäßig auf Risse bzw. Dellen überprüfen.
  •  Winter-Check

    Der Winter-Check ist weniger eine Bike-Rundum-Inspektion und Wartung, als vielmehr das Treffen von einigen Maßnahmen, um das Bike für die Belastungen durch Schnee, Eis, Salz, vermehrtes Wasser und Matsch zu rüsten.

    • Alle beweglichen Teile besonders gut schmieren. Im Winter empfiehlt sich statt eines Silikon-Sprays ein richtiges Öl zu verwenden, das sich durch Wasser nicht so schnell auswäscht (z.B. Brunox).
    • Rostempfindliche Bauteile (insbesondere das Innere von Inbusschrauben, Pedalachen, ggf. Laufradachsen) sowie Dichtmanschetten von Lagern besonders gut fetten, um das Eindringen von Wasser zu verhindern.
    • Steuerlager und Dämpfer lassen sich mit Neoprenmanschetten zusätzlich schützen. Man sollte aber regelmäßig darunter nachsehen, ob sich Feuchtigkeit gebildet hat.
    • Insbesondere die Kette sollte im Winter häufiger und mit etwas mehr Öl geschmiert werden. Zuvor Schmutz und Wasser mit einem Lappen entfernen.
  •  Nach jeder Winterfahrt
    • Das Bike von Matsch, Schnee, Eis und v.a Salz befreien. Am Besten gleich waschen, damit das Salz nicht durch tauendes Eis in Gewinde und Lager "kriechen" kann.
    • Kette und ggf. Ritzel sowie Kettenblätter säubern, abtrocknen und die Kette frisch ölen.
    • Die Standrohre der Federgabel mit einem Lappen reinigen und anschließend die Standrohe beim Übergang in die Dichtmanschetten mit etwas geeignetem Öl (z.B. Brunox-Spray) einsprühen.