Empirische Studie zum Interesse der Schülerinnen und Schüler am Physikunterricht Wissenschaftliche Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Realschulen §11 Realschullehrerprüfungsordnung
vorgelegt von: Steffen Auer am: 12.07.2000 Erstkorrektor: Prof. Dr. Gerstberger Zweitkorrektor: Prof. Dr. Müller-Gaebele
Inhaltsverzeichnis 3 Intentionen und Grenzen der Studie 3.1 Intentionen4 Die Konzeption der Untersuchung 4.1 Darstellung des Schülerfragebogens5 Auswertung der Befragung 5.1 Gesamtauswertung (Schülerinnen und Schüler)5.1.1 Auswertung der Fächerbeliebtheit allgemein 5.1.3 Auswertung der Berufswünsche bzw. -ziele5.2 Differenzierte Auswertung nach Klassenstufen5.2.1 Vergleich der Fächerbeliebtheit 5.3 Geschlechtsspezifische Auswertung5.3.1 Vergleich der Fächerbeliebtheit zwischen Schülerinnen und Schülern 5.4 Untersuchung von Korrelationen zwischen der Beliebtheit des Faches Physik und ausgewählten Faktoren5.4.1 Abhängigkeit vom Wahlpflichtfach 5.5 Untersuchung von Korrelationen zwischen dem Interesse am Fach Physik und ausgewählten Faktoren6 Vergleich der Ergebnisse mit anderen Studien5.5.1 Abhängigkeit vom Wahlpflichtfach 7 Didaktische Überlegungen, Schlusswort 10.1 Fragebogen von Claus Greck11 Erklärung
Zunächst möchte ich all denen meinen Dank sagen, die mich bei dieser Arbeit unterstützt und zum Gelingen beigetragen haben. Ich danke im Einzelnen:
Eine erste Anregung zu dieser Arbeit erhielt ich durch ein Seminar zur Thematik der inhaltlichen Gestaltung von Curriculum und Unterricht im Fach Physik, abgehalten von Herrn Dr. Heinz Muckenfuß, einem Fachdidaktiker an der Pädagogischen Hochschule Weingarten, in welchem es unter anderem auch um deren Zusammenhang mit der Beliebtheit des Faches Physik ging. Die in bislang allen veröffentlichten Untersuchungen zur Fächerbeliebtheit zumindest tendenziell erkennbare Unbeliebtheit der naturwissenschaftlichen Fächer – und insbesondere auch der Physik – erregten als angehender Realschulphysiklehrer mein Interesse an dieser Thematik. So gaben die beiden Wissenschaftlichen Hausarbeiten von Claus Greck und Gerd Bäuerle an der Pädagogischen Hochschule Weingarten aus den Jahren 1992 und 1994, die jeweils eine Untersuchung der Fächerbeliebtheit in Realschulen Baden-Württembergs umfassen, für mich schließlich den Anreiz, an diesem Thema im Rahmen meiner Möglichkeiten – schließlich ist die mir für meine eigene Wissenschaftliche Hausarbeit zur Verfügung stehende Zeit auf sechs Monate begrenzt – weiter zu forschen. Da wie schon erwähnt kaum ein anderes Ergebnis zu erwarten ist, als dass Physik eines der unbeliebtesten – wenn nicht das unbeliebteste – Schulfach ist, wird ein Ziel meiner empirischen Studie zum Interesse der Schülerinnen und Schüler daher unter anderem sein, die Ergebnisse der Untersuchungen von Claus Greck und Gerd Bäuerle zumindest tendenziell und in Bezug auf einige ausgewählte Inhalte und Aussagen zu verifizieren. Doch dazu im nächsten Kapitel mehr. Als wissenschaftlich-empirische Studie, die auf belegbaren Daten und Fakten beruht, hat diese Untersuchung im eigentlichen Sinne in ihrer Darstellung objektiv zu sein. Prinzipiell geht es hierbei schließlich um die Darlegung der empirisch belegten Fakten und nicht darum, die Ergebnisse in irgend einer Weise zu werten. Die Darlegung der Ergebnisse dieser Untersuchung soll dementsprechend auch nach Möglichkeit unvoreingenommen und objektiv erfolgen. Dennoch möchte ich mir auch die Freiheit herausnehmen, nicht eine rein wissenschaftlich-empirische Darbietung meine Ergebnisse vorzunehmen. Denn es ist mir Eine Anmerkung sei mir an dieser Stelle noch gestattet. Aus Gründen des eigenen Textflusses werde ich im Folgenden häufig für Schülerinnen und Schüler die Form SchülerInnen wählen. Ist nur ein Geschlecht gemeint, so werde ich dem Kontext entsprechend die weibliche bzw. männliche Form benutzen. Ich denke, dass damit der Gleichstellung des weiblichen Geschlechts in ausreichender Weise Rechnung getragen wird.
3 Intentionen und Grenzen der Studie Wie bereits in der Einleitung erwähnt, ist ein grundlegendes Ziel meiner Untersuchung, die Ergebnisse – oder vielmehr Teilergebnisse – der Arbeiten von Claus Greck und Gerd Bäuerle , zumindest tendenziell, zu verifizieren. Wer diese beiden Studien mit meiner Arbeit vergleicht, wird daher feststellen, dass sich einige der bereits untersuchten Fragestellungen in ähnlicher Weise wiederholen. Diese Untersuchung stellt aber dennoch keine exakte Wiederholung der Studien Von Claus Greck und Gerd Bäuerle dar, sondern kann vielmehr als völlig eigenständige Arbeit betrachtet werden. Intention ist auch, der zentralen Frage, von welchen Faktoren die Beliebtheit des Faches Physik abhängt, nachzugehen. Da mir mit dieser Untersuchung eine umfassende Klärung aller in Frage kommender Faktoren nicht möglich ist, beschränke ich mich jedoch auf einige Punkte, die mir persönlich als besonders wichtig erscheinen. Des weiteren möchte ich auch die These aufstellen, dass auch die Lehrerpersönlichkeit, ihre Einstellungen und Äußerungen sowie die angewandten Unterrichtsformen entscheidenden Einfluss auf die Beliebtheit des Faches Physik haben. Welche Wirkung Aussagen wie „Frauen kapieren Physik sowieso nicht“ oder vielleicht etwas allgemeiner ausgedrückt „Frauen und Technik“ auf die Mädchen haben, ist denke ich allgemein bekannt und muss daher von mir nicht explizit untersucht bzw. erörtert werden. Die Tatsache der Beliebtheitsdiskrepanz zwischen Schülerinnen und Schülern hat jedoch auch andere, laut Heinz Muckenfuß unter anderem in der curricularen Gestaltung des Physikunterrichts zu suchende Ursachen. So stellt er die These auf „Die Akzeptanz und die Einstellungen bezüglich eines Unterrichtsfaches sind über seine curricularen Strukturen grundlegend veränderbar“ . Er schreibt auch „Die heute nachweisbare Abwendung der meisten Mädchen vom Fach Physik hat eine wesentliche Ursache in den curricularen Veränderungen, die gegen Ende der 60er Jahre und in den 70er Jahren vollzogen wurden“ . Auf diese Aspekte will und kann ich in meiner Arbeit jedoch nicht tiefgreifend weiter eingehen. Allerdings möchte ich des weiteren versuchen, Korrelationen zwischen der Beliebtheit des Faches Physik und anderen, teilweise eher äußeren Faktoren wie dem Wahlpflichtfach, dem Einsatz neuer Medien wie Computer und Internet, der Häufigkeit von Schülerversuchen oder auch der Lehrperson aufzuzeigen. So stellt sich mir die Frage, ob der Einsatz neuer Medien und häufige Schülerversuche das Interesse und die Beliebtheit des Physikunterrichts beeinflussen, eventuell sogar deutlich steigern können. Ob sich in den oben genannten Punkten überhaupt eindeutige Aussagen über deren gegenseitige Abhängigkeit machen lassen, wird sich durch meine Untersuchung erst noch herausstellen. In Bezug auf die Auswirkungen der Lehrperson möchte ich untersuchen, ob sich Beliebtheitsunterschiede nachweisen lassen, die auf das Geschlecht der Lehrperson zurückzuführen sind. Heinz Muckenfuß vertritt hierzu die These, dass weibliche Physiklehrer einen besonders an die naturwissenschaftlich stringenten und zielorientierten Strukturen angepassten Unterricht halten. Dies hat seiner Meinung nach seine Ursache in Sozialisationsgründen – schließlich handelt es sich bei den Naturwissenschaften um Studiengänge mit hoher Männerdominanz. Demnach müssen Frauen, um in dieser Domäne Fuß fassen zu können, diesen Strukturen besonders Tribut zollen, was sich laut Heinz Muckenfuß wohl auch im Unterricht der Realschule fortsetzt. Wenn er damit recht behält, so müsste sich bei männlichen Physiklehrern im Vergleich zu weiblichen eine weitaus höhere Akzeptanz bzw. Fachbeliebtheit aufzeigen lassen. Bei jeder empirischen Studie stellt sich natürlich zunächst immer die Frage, inwieweit die Ergebnisse als repräsentativ erachtet werden können. Aufgrund der mit 524 SchülerInnen recht hohen Zahl an Probanden, die sich an 5 Schulen des ländlichen sowie städtischen Bereichs auf insgesamt 21 Probandengruppen, also 21 Klassen verteilen, gibt diese Studie aus statistischer Sicht einen einigermaßen repräsentativen Einblick in die Situation an den Realschulen Baden-Württembergs. Jedoch erhebt sich damit natürlich noch lange kein Anspruch auf die bundesweite Übertragbarkeit. Für diesen Anspruch ist die Umfrage zu stark lokal und in ihrer Probandenzahl begrenzt.
4 Die Konzeption der Untersuchung 4.1 Darstellung des Schülerfragebogens In diesem Kapitel möchte ich den Fragebogen, den ich an die SchülerInnen verteilt habe, vorstellen. Damit ein möglichst klares Bild davon entsteht, habe ich im Folgenden keine Veränderungen an der Struktur des Fragebogens vorgenommen. Fragebogen zum Physikunterricht Diese Umfrage dient dazu, etwas über Deine Einschätzung des Physikunterrichts zu erfahren. Ich bitte Dich daher, den Fragebogen sorgfältig und ehrlich auszufüllen. Dein Physiklehrer bekommt den Bogen auch nicht zu sehen. Das Ausfüllen ist aber selbstverständlich freiwillig. 1. Allgemeine Fragen 1.1 Klassenstufe: 1.2 Geschlecht: 1.3 Welches Wahlpflichtfach hast Du? 2. Fragen zu den Unterrichtsfächern 2.1 Nenne Deine 3 beliebtesten Fächer. Bitte immer 3 unterschiedliche Fächer nennen! _______________________ _______________________ _______________________ 2.2 Nenne Deine 3 unbeliebtesten Fächer. Bitte immer 3 unterschiedliche Fächer nennen! _______________________ _______________________ _______________________ 3. Fragen zum Physikunterricht 3.1 Hast Du im Physikunterricht momentan einen Lehrer oder eine Lehrerin? 3.2 Findest Du den Physikunterricht... 3.3 Wie oft macht ihr im Physikunterricht Schülerversuche? 3.4 Setzt ihr im Physikunterricht neue Medien (z.B. Computer, Internet,...) ein? 4. In welcher der unten genannten Berufsgruppen möchtest Du später einmal arbeiten? O Handwerk (z.B. Schreiner/in, Maurer, Bäcker/in, Friseur/Friseuse,...) 4.2 Erläuterungen zur Konzeption des Fragebogens Ganz oben im Fragebogen werden die SchülerInnen kurz über den Zweck der Befragung aufgeklärt und darauf hingewiesen, dass das Ausfüllen des Fragebogens freiwillig ist. Ebenfalls wird bemerkt, dass ihr Physiklehrer mit dem Fragebogen nichts zu tun hat und diesen auch nicht zu sehen bekommt. Damit möchte ich erreichen, dass die SchülerInnen möglichst ehrliche Antworten geben. Der zweite Abschnitt dient dazu, die Fächerbeliebtheit zu erfassen. Wichtig war mir hier, dass die Antworten möglichst nicht von vorübergehenden emotionalen Stimmungen, etwa durch eine schlechte Note in einer gerade zurückbekommenen Arbeit, abhängig gemacht werden können. Deshalb entschied ich mich auf Anraten von Herrn Muckenfuß dafür, die SchülerInnen je drei Angaben für ihre beliebtesten sowie ihre drei unbeliebtesten Fächer machen zu lassen. Im übrigen entspricht das auch dem Modus, den Herr Bäuerle in seiner Arbeit gewählt hat. Der dritte Fragenteil betrifft nun konkret das Fach Physik. Die Fragestellung nach dem Geschlecht der Lehrperson soll dabei zur Klärung der Haltbarkeit der bereits weiter oben angeführten Überlegungen von Heinz Muckenfuß zu deren Zusammenhang mit der Fachbeliebtheit bzw. dem Fachinteresse dienen. Mit der abschließenden Frage nach den Berufsvorstellungen möchte ich in Verbindung mit der Auswertung der Fächerbeliebtheit meine in Kapitel 3.1 aufgestellte These überprüfen. Bei der Formulierung dieser Fragestellung habe ich mich für die Vorgabe der oben angeführten sechs Berufsgruppen entschieden. Dabei entstand die Einteilung in Handwerk, technischer Bereich, Dienstleistung, sozialer Bereich, kaufmännischer Bereich und künstlerischer Bereich in Übereinkunft mit Herrn Birkel, der mich in der Formulierung der Fragen und bei der Gestaltung des Fragebogens beraten hat . 4.3 Erläuterungen zur Durchführung der Befragung Wie in Kapitel 3.2 bereits erwähnt, wurde die Befragung an sechs unterschiedlichen Realschulen Baden-Württembergs durchgeführt. Diese gliederten sich in Schulen des ländlichen sowie des städtischen Bereichs. Auf diese Weise wurde ein für den Rahmen dieser Untersuchung möglichst großer Querschnitt durch verschiedene soziale Umfelder und soziokulturelle Bevölkerungschichten erreicht. Befragt wurden insgesamt 524 SchülerInnen der achten, neunten und zehnten Klasse. Die eigentliche Durchführung gestaltete sich so, dass ich bei den betreffenden Schulen mit dem jeweiligen Schulleiter einen Termin vereinbarte, an dem ich kommen und die Befragung durchführen konnte. Dabei war es mir wichtig, während des Ausfüllens des Fragebogens durch die SchülerInnen persönlich anwesend sein zu dürfen, um so für eventuelle Fragen zur Verfügung stehen zu können. Zudem gewährte diese Vorgehensweise, dass ich alle ausgeteilten Fragebogen nach der Befragung sofort wieder einsammeln und mitnehmen konnte. Dies war auch ausnahmslos in allen Fällen möglich. Prinzipiell gab es so während der gesamten Befragung keine Probleme. Alle Schulleiter waren nach einem kurzen Telefonat schnell bereit, die Durchführung der Befragung an ihrer Schule zu unterstützen, was für sie doch mit etwas Zeitaufwand zur Koordination meiner Klassenbesuche und das Informieren der betroffenen LehrerInnen verbunden war. Aufgrund des relativ geringen Zeitaufwandes zum Ausfüllen des nur einseitigen Fragebogens verhielten sich die LehrerInnen ebenfalls sehr kooperativ. Etliche zeigten sogar reges Interesse an meiner Arbeit und erkundigten sich eingehend darüber. Allerdings muss ich an dieser Stelle auch erwähnen, dass es dennoch – trotz prinzipieller Aufklärung über Sinn und Zweck der Befragung sowie kurzer Darlegung der Intentionen – in einem Fall zu Missverständnissen, was den Zweck der Erhebung anbetrifft, kam, die aber meines Wissens in ausreichender Weise durch die ausführlichen schriftlichen Erläuterungen von Herrn Gerstberger und Herrn Muckenfuß ausgeräumt werden konnten.
5.1 Gesamtauswertung (Schülerinnen und Schüler) 5.1.1 Auswertung der Fächerbeliebtheit allgemein Abb. 1: Fächerbeliebtheit bei den SchülerInnen Grundlage für die in den Abbildungen 1 und 2 aufgeführte statistische Verteilung der Fächerbeliebtheit bei den SchülerInnen aller untersuchter Klassenstufen, also der Klassen 8 bis 10, bildete die Frage 2.1 des Fragebogens nach den drei beliebtesten Fächern. Der prozentuale Anteil eines Faches kommt dabei durch die Formel * 100% zustande. Er gibt somit an, wie viel Prozent der SchülerInnen ein Fach als beliebt genannt haben. In diesem Fall war die Anzahl der möglichen Nennungen 524, da jeder der 524 SchülerInnen zwar insgesamt 3 Fächer als beliebt nennen konnte, jedoch die Mehrfachnennung eines Faches ausgeschlossen war. Betrachtet man die Verteilung bei den unbeliebten Fächern, so fällt sofort das Fach Physik ins Auge. Mit 40,1% hält es in dieser Studie den traurigen Rekord des unbeliebtesten Faches an den Realschulen Baden-Württembergs. Auch Chemie mit 32,1% sticht als naturwissenschaftliches Fach mit dem Prädikat unbeliebt hervor. Rangierte Biologie bei der Betrachtung der beliebten Fächer noch mit 22,5% im Bereich anderer Naturwissenschaften in der Beliebtheitsskala, so hebt sie sich hier mit lediglich 11,1% doch deutlich von Physik und Chemie ab. Abb. 2: Fächerunbeliebtheit bei den SchülerInnen Sehr auffällig ist, vergleicht man Abbildung 1 mit Abbildung 2, dass das Fach Mathematik sowohl von einem hohen Prozentsatz der SchülerInnen als beliebt (35,5%) als auch von vielen als unbeliebt (32,1%) genannt wird. Addiert man die beiden Werte, so ergibt sich, dass ca. zwei Drittel aller Probanden Mathematik genannt haben. Das verdeutlicht eine sehr große Diskrepanz in diesem Fach. Entweder wird Mathematik als sehr positiv oder als sehr negativ empfunden. Nicht ganz so extrem verhält es sich beim Fach Englisch. Aber auch hier findet man fast übereinstimmende Ergebnisse bei der Häufigkeit der Nennung als beliebtes (27,3%) bzw. als unbeliebtes (29,2%) Fach. 5.1.2 Auswertung der Befragung zum Fach Physik 5.1.2.1 Interesse am Physikunterricht In Abbildung 3 ist die Verteilung zwischen Interesse und Desinteresse am Physikunterricht graphisch dargestellt. Die Prozentwerte beziffern dabei den Anteil der Nennungen einer Kategorie bezogen auf die maximal mögliche Zahl der Nennungen, in diesem Fall N=524, also die Zahl aller Probanden. Abb. 3: Interesse der SchülerInnen am Physikunterricht Fasst man die einzelnen Unterteilungen in zwei tendenzielle Gruppen mit der Klassifizierung interessant und uninteressant zusammen, so stellt man fest, dass 54,2% aller befragten Jugendlichen den Physikunterricht interessant finden. Betrachtet man dem gegenüber das Ergebnis der Fächerbeliebtheit, so findet man eine Diskrepanz zwischen Interesse und Beliebtheit, die durch die unterschiedliche Bedeutung von Beliebtheit und Interesse zu deuten ist (vgl. Muckenfuß, Heinz: Lernen im sinnstiftenden Kontext, 1995; S. 72ff.) Um diese tendenziellen Einteilungen des Interesses der SchülerInnen am Physikunterricht vornehmen zu können, war ich gezwungen, die Unterteilung Bäuerles in „sehr interessant“, „mittelmäßig“ und „langweilig“ zu verändern und auf vier Antwortmöglichkeiten zu ergänzen. Daher ist ein Direktvergleich nur schwer möglich. Dennoch lassen sich Gemeinsamkeiten beim Ergebnis herausarbeiten. In meiner Studie geben insgesamt 71,2% aller Befragten an, Physik eher interessant oder eher uninteressant zu finden. Diese Gruppe lässt sich bei Bäuerle mit der Kategorie „mittelmäßig“ vergleichen. Dort entschieden sich 58% der SchülerInnen für diese Bewertung. 5.1.2.2 Häufigkeit von Schülerversuchen Abb. 4: Häufigkeit von Schülerversuchen insgesamt Fast erschütternd ist das Ergebnis der Befragung nach der Häufigkeit der Durchführung von Schülerversuchen. 71% aller SchülerInnen geben an, dass sie im Physikunterricht eher selten oder sogar fast nie Schülerexperimente machen. Allein ein Drittel (33,2%) aller Befragten führt fast nie eigenständig Experimente durch. 37,8% sind demnach der Meinung, dass sie eher selten Schülerversuche machen dürfen. Dagegen wirken die 3,8% der Jugendlichen, die fast immer selber experimentieren dürfen, geradezu als verschwindend gering. Einziger Lichtblick ist da das Viertel, das immerhin regelmäßig bzw. ziemlich oft selbst experimentieren darf (25,2%). 5.1.3 Auswertung der Berufswünsche bzw. -ziele Abb. 5: Berufswünsche der SchülerInnen Ein sehr deutliches Ergebnis, was die Berufsvorstellungen der SchülerInnen betrifft, zeigt Abbildung 5. In der Graphik aufgeführt sind dabei entsprechend der Einteilung auf dem Fragebogen sechs übergeordnete Berufsgruppen, die in die Bereiche Handwerk, technischer Bereich, Dienstleistung, sozialer Bereich, kaufmännischer Bereich und künstlerischer Bereich eingeteilt sind. Die Verteilung ergibt sich wie auch in den Abbildungen 6 und 7 durch Division der Zahl der Nennungen jeder Berufsgruppe durch die Zahl der Probanden (N=524). Allein etwa ein Drittel aller befragten Jugendlichen möchte demnach später einmal einen kaufmännischen Beruf, z.B. Einzelhandelskaufmann/-frau, Bankkaufmann/-frau o.ä., ergreifen (33,6%). Ein weiteres Viertel (26,1%) trägt den Gedanken, später im technischen Bereich, z.B. als MaschinenbauerIn, KfZ-MechanikerIn o.ä., zu arbeiten. Erstaunlich hoch ist mit knapp einem Fünftel (19,1%) auch noch der Anteil derer, die einen sozialen Beruf, z.B. PflegerIn, Sprechstundenhilfe o.ä., erlernen möchten. Für den Rückgang der Erwerbstätigkeit im Handwerk, verbunden mit den schlechten Berufsaussichten für Auszubildende, spricht der geringe Prozentsatz an Jugendlichen, die sich ihre berufliche Zukunft im Handwerk vorstellen (5,5%). Dagegen wirken die 6,7%, die in den Dienstleistungsbereich gehen wollen, als geradezu verschwindend gering, bedenkt man doch, dass der Dienstleistungssektor neben Innovationstechnologien und Telekommunikation als einer der Wachstumsmärkte der Zukunft gehandelt wird. Im Vergleich mit der Studie von Bäuerle ist bei der Verteilung der Nennungshäufigkeit der einzelnen Wunschberufsgruppen eine Veränderung zu verbuchen. Während bei Bäuerle der handwerklich-technische Bereich mit 39,4% deutlich am häufigsten genannt wurde, liegt nun sechs Jahre später der kaufmännische Sektor knapp vor dem technischen, selbst wenn man zu diesem den Bereich des Handwerks dazurechnet. Vergleicht man den Anteil, der auf den Dienstleistungssektor entfällt, so führt das durch den Rückgang von 13,4% bei Bäuerle auf 6,7% bei dieser Studie eigentlich eher zu einer Bekräftigung und Rechtfertigung meiner Kritik. Allerdings muss auch beachtet werden, dass bei dieser Untersuchung neben den Kategorien Handwerk, technischer Bereich, Dienstleistung und sozialer Bereich noch das künstlerische Betätigungsfeld berücksichtigt wurde, was ebenfalls zu Abweichungen zwischen den beiden Studien führen kann. 5.2 Differenzierte Auswertung nach Klassenstufen 5.2.1 Vergleich der Fächerbeliebtheit Abb. 6: Fächerbeliebtheit in Klasse 8 Ganz ähnlich wie bei der allgemeinen Fächerbeliebtheit treten auch bei der klassenspezifischen Auswertung die Fächer Sport (48,9%), Bildende Kunst (33,2%) und das Wahlpflichtfach (21,1%) als sehr beliebt in den Vordergrund. Abb. 7: Fächerbeliebtheit in Klasse 9 Abb. Abb. 8: Fächerbeliebtheit in Klasse 10 Eine Veränderung zeichnet sich dann in Klasse 10 ab. Hier wächst Mathematik (50%) mit über 8% Abstand zum Fach Sport (Platz zwei mit 41,9%) zum beliebtesten Fach überhaupt, Betrachtet man Abbildung 9 (nächste Seite) , so erkennt man, dass trotz ähnlichen Beliebtheitsverteilungen doch gewisse Veränderungen von Klasse 8 bis 10 stattfinden. So wächst, wie schon erwähnt, die Beliebtheit des Faches Mathematik, von einer leichten Schwankung in Klasse 9 abgesehen, auf 50% an, so dass dieses in Klasse 10 zum beliebtesten Fach wird. Auf der anderen Seite nimmt die Begeisterung für Sport von 48,9% in Klasse 8 über 43,1% in Klasse 9 bis auf 41,9% in Klasse 10 ab. Ein solcher Trend lässt sich auch bei der Bildenden Kunst erkennen. Hier fällt die Beliebtheit von 33,2% auf 28,1%. Auch die Beliebtheit von Musik nimmt ganz leicht ab (von 7,4% auf 6,3%), während Fächer wie Erdkunde und Gemeinschaftskunde etwas an Beliebtheit gewinnen (Erdkunde: von 2,6% auf 8,8%; Gemeinschaftskunde: von 8,4% auf 12,5%). Abb. 9: Vergleich der Fächerbeliebtheit zwischen den Klassenstufen Abb. 10: Fächerunbeliebtheit in Klasse 8 Abb. 11: Fächerunbeliebtheit in Klasse 9 Auch bei der Betrachtung der unbeliebtesten Fächer nach Klassenstufen aufgegliedert spiegelt sich in allen drei Klassenstufen mehr oder weniger das Bild wieder, das schon die Gesamtauswertung erbrachte. Insgesamt ist dies ja auch wenig verwunderlich, denn das in Kapitel 5.1.1 dargestellte Ergebnis ergibt sich aus der Zusammenfassung aller drei Klassenstufen. 5.2.2 Vergleich des Interesses am Physikunterricht Zur Interpretation der Abbildungen 14 bis 17: Abb. 14: Interesse am Physikunterricht in Klasse 8 Beim Vergleich des Interesses am Physikunterricht fällt in allen drei Klassenstufen auf, dass die größte Anzahl der Nennungen auf die Rubrik eher interessant entfällt. Der zweitgrößte Teil entfällt mit 31,1% in Klasse 8, 30,5% in Klasse 9 und 32,5% in Klasse 10 auf die Kategorie eher uninteressant. So erklärt sich auch prinzipiell die Verteilung, die bei der Betrachtung aller Klassenstufen in Kapitel 5.1.2.1 herauskommt. Auffällig ist sofort, betrachtet man in Abbildung 17 den Direktvergleich, dass eine Abnahme des Anteils der Kategorie eher interessant von 45,3% auf 36,9% zu verbuchen ist. Dem gegenüber steht ein doch recht deutlicher Anstieg der Kategorie ziemlich uninteressant. Die Zahl der Nennungen steigt hier von 11,5% auf 20,6%, das entspricht einer Steigerung auf knapp das 1,8-fache. Die größte Konstanz in dieser Bewertung weisen die SchülerInnen auf, die Physik eher uninteressant finden. Von leichten Schwankungen abgesehen pendelt der Wert um etwa 31% bezogen auf alle Nennungen. Auch diejenigen, die den Physikunterricht sehr interessant finden, lassen sich kaum von ihrer Meinung abbringen. So steigt der Anteil zunächst von Klasse 8 (12,1%) auf 14,9% in Klasse 9, sinkt dann aber wieder auf 10% in Klasse 10. Auch hier stellt sich natürlich die Frage, wie es zu solchen Wendungen kommt. Spielen dabei die von mir später noch beleuchteten Faktoren wie die Häufigkeit von Schülerversuchen, der Einsatz neuer Medien wie Computer und Internet oder ganz einfach der Lehrer als Person die entscheidende Rolle? Oder sind es rein zufällige Tendenzen, die bei anderen Studien nicht bestätigt werden? Abb. 15: Interesse am Physikunterricht in Klasse 9 Abb. 16: Interesse am Physikunterricht in Klasse 10 Abb. 17: Vergleich des Interesses am Physikunterricht in den Klassenstufen 5.2.3 Vergleich der Berufswünsche bzw. -ziele Aufschlussreich ist auch die Betrachtung der Berufswünsche in den einzelnen Klassenstufen. Alle nach der achten, neunten und zehnten Klasse einzeln aufgeschlüsselten Diagramme (siehe Abbildungen 18, 19, 20) weisen ein ähnliches Bild auf, das sich auch hier analog zur Betrachtung der Fächerbeliebtheit die Gesamtauswertung wiederspiegelt. Abb. 18: Berufswünsche in Klasse 8 Bei der von mir vorgenommenen Unterteilung in sechs übergeordnete Berufsgruppen, namentlich dem Handwerk, den technischen Berufen (hier technischer Bereich genannt), dem Dienstleistungssektor, dem sozialen Bereich, dem kaufmännischen Bereich und dem künstlerischen Bereich, treten vor allem drei Gruppen in den Vordergrund. Dies sind in Klasse 8 der kaufmännische Bereich mit 34,6% , der soziale Bereich mit 25,2% sowie der technische Bereich mit 24,1%. Dahingegen fallen die drei übrigen Bereiche, das Handwerk mit 3%, die Dienstleistung mit 4,7% und der künstlerische Bereich mit 8,4% kaum ins Gewicht. Abb. 19: Berufswünsche in Klasse 9 Auch in Klasse 9 herrschen ähnliche Verhältnisse wie in Klasse 8. Spitzenreiter ist auch hier der kaufmännische Bereich mit 29,7% aller Nennungen, gefolgt vom technischen Bereich mit 26,3% und dem sozialen Bereich mit 16,6%. Bemerkenswert ist, dass die Berufsgruppen Handwerk und Dienstleistung mit 8,6% bzw. 8,5% doch höheren Zuspruch finden als noch in Klasse 8. Besonders deutlich wird dies auch in Abbildung 21, die einen Direktvergleich der Verteilungen in den unterschiedlichen Klassenstufen zeigt. Abb. 20: Berufswünsche in Klasse 10 Betrachtet man sich Abbildung 20, so zeigt sich eine etwas veränderte Situation. Weiterhin an erster Stelle steht der kaufmännische Bereich mit 36,1%, gefolgt vom technischen Bereich mit 29,5%. Zwar noch immer auf Platz drei, doch weit abgeschlagen liegt mit 14,4% der soziale Bereich bei den Berufswünschen der SchülerInnen der zehnten Klasse. Abb. 21: Vergleich der Berufswünsche in den Klassenstufen Nach diesem Exkurs möchte ich noch ein paar Bemerkungen zur Abbildung 21 machen. Dabei lässt sich meine gerade angebrachte Kritik auch wieder relativieren, denn die Graphik zeigt deutlich den Anstieg des Berufswunsches im in Deutschland noch immer wichtigen technischen Bereich von 24,1% auf 29,5%. Gegenläufig sinkt der Wunsch, im sozialen Bereich zu arbeiten von 25,2% auf 14,4%. Auch der fast gleichbleibend geringe Prozentsatz beim Handwerk verdeutlicht, dass eine Großzahl der Schüler den Rückgang der Bedeutung dieser Berufsgruppe und damit die geringen Berufschancen erkannt haben. Dahingegen wird der Dienstleistungssektor noch immer nicht als zukunftsweisender Berufsmarkt für Deutschland erkannt, betrachtet man die geringen Werte um 4 bis 8%. 5.3 Geschlechtsspezifische Auswertung 5.3.1 Vergleich der Fächerbeliebtheit zwischen Schülerinnen und Schülern Abb. 22: Fächerbeliebtheit bei den Mädchen zur Interpretation der Graphiken: Auffällig ist bei den weiblichen Jugendlichen, dass gerade die Gesellschaftswissenschaften nur bei sehr wenigen beliebt sind. So liegt Geschichte mit 14,3% gleichauf mit Chemie und Gemeinschaftskunde (11,3%) gleichauf mit Physik. Erdkunde liegt sogar mit nur 3,8% weit abgeschlagen auf dem letzten Platz der Fächerbeliebtheit bei den Mädchen. Abb. 23: Fächerbeliebtheit bei den Jungen Etwas anders sieht die Verteilung bei den Jungen aus. Hier charakterisieren sich deutlich drei Fächer als besonders beliebt heraus. Dies sind Sport mit 50,6%, Mathematik mit 43,2% sowie das Wahlpflichtfach mit 36,3%. Bemerken kann ich an dieser Stelle noch, dass ein Großteil der Jungen Natur und Technik als Wahlpflichtfach belegt hat. Der genaue Prozentsatz ist mir jedoch leider nicht bekannt, da ich nicht quantitativ nach Geschlecht und Wahlpflichtfach ausgewertet habe. Abb. 24: Vergleich der Fächerbeliebtheit zwischen Jungen und Mädchen In Abbildung 24 habe ich die Ergebnisse bei den Schülerinnen und diejenigen bei den Schülern noch einmal direkt einander gegenübergestellt. So fällt deutlich auf, dass mit Ausnahme der Biologie alle naturwissenschaftlichen Fächer bei den Jungen beliebter sind als bei den Mädchen. Eine deutlich höhere Beliebtheit bei den Schülerinnen im Vergleich zu den Schülern findet sich bei den Fächern Deutsch (Differenz: 11,1%) und Bildende Kunst (Differenz: 23,7%). Dieses Ergebnis bestätigt auch die Untersuchung von Bäuerle. Bei der Betrachtung der unbeliebten Fächer dreht sich das Bild sowohl bei den Jungen als auch bei den Mädchen teilweise um. Analog der Studie von Bäuerle erweisen sich die naturwissenschaftlichen Fächer mit Ausnahme der Biologie bei den Mädchen als extrem unbeliebt. Fast die Hälfte (49,4%) der Schülerinnen nennt hier Physik. Damit liegt das Fach, gefolgt von Mathematik mit 41,1% und Chemie mit 35,1%, auf der Unbeliebtheitsskala der Mädchen ganz oben. Aus Abbildung 25 geht hingegen deutlich hervor, dass bei den Schülern vor allem Deutsch (36,7%) sowie Englisch (35,9%) die unbeliebtesten Fächer sind. Allerdings werden diese auch bei den Jungen erwartungsgemäß dicht gefolgt von Physik mit 30,5% und Chemie mit 29%. Mit 23,9% und 22,8% sind auch noch Religion / Ethik und Mathematik bei immerhin knapp einem Viertel der Jungen unbeliebt. Ebenfalls in Übereinstimmung mit dem Ergebnis von Bäuerle sind, wie in Abbildung 27 gut vergleichbar ist, die Gesellschaftswissenschaften bei den Schülerinnen jeweils etwas unbeliebter als bei den Schülern. Abb. 27: Vergleich der Fächerunbeliebtheit zwischen Jungen und Mädchen 5.3.2 Vergleich des Interesses am Physikunterricht Abb. 28: Interesse der Mädchen am Physikunterricht Fasst man auch hier die Kategorien sehr interessant und eher interessant in einer gröberen Einteilung als interessant zusammen, so ergibt sich, dass 62,6% aller Mädchen den Physikunterricht uninteressant finden, während folglich gerade mal 37,4% eher Interesse an diesem Fach zeigen. Ein umgekehrtes Bild zeigt Abbildung 29. Bei einer groben Einteilung in interessant und uninteressant ergibt sich, dass 70,2% der Jungen Physik eher mit Interesse gegenüberstehen. Davon geben sogar 18,5% an, den Physikunterricht sehr interessant zu finden. Die verbleibenden 29,8%, die unter der Rubrik uninteressant zusammengefasst werden können, finden Physik demnach insgesamt weniger interessant. Jedoch geben nur 8,2% aller männlichen Schüler an, Physik ziemlich uninteressant zu finden. Abb. 29: Interesse der Jungen am Physikunterricht Auffällig ist, dass sowohl bei den Jungen als auch bei den Mädchen die meisten Angaben in die Kategorien eher interessant bzw. eher uninteressant fallen. Es scheint vielen der befragten Jugendlichen schwer zu fallen, sich eindeutig für Interesse oder Desinteresse zu entscheiden. Möglicherweise schwankt das Interesse vieler SchülerInnen auch je nach Unterrichtseinheit, so dass sie den Physikunterricht einmal interessant und dann wieder uninteressant finden. Einzelne Fragebögen enthielten auch derartige Kommentare, so dass dieser Schluss sicherlich zulässig ist. Abb. 30: Vergleich des Interesses am Physikunterricht zwischen Jungen und Mädchen 5.3.3 Vergleich der Berufswünsche bzw. -ziele Die Abbildungen 31 bis 33 zeigen die Verteilung bei den Angaben zu den Wunschberufsgruppen der Mädchen und Jungen. Bei der Beantwortung des Fragebogens standen den SchülerInnen auch in diesem Fall sechs Berufsgruppen zur Auswahl, in die sie ihren Berufswunsch einordnen konnten. Dabei mussten die SchülerInnen ihren Berufswunsch selbständig einer Berufsgruppe zuordnen. Es ist daher nicht ganz sicher, wie zuverlässig alle Angaben der SchülerInnen in Bezug auf die richtige Einordnung sind. Abb. 31: Berufswünsche der Mädchen Für die meisten Mädchen liegt der Wunschberuf in den Berufsgruppen kaufmännischer bzw. sozialer Bereich. Zusammen wollen 69,1% in einer dieser Gruppen arbeiten. Davon knapp die Hälfte (34% aller befragten Mädchen) möchte einen sozialen Beruf ergreifen. Demnach entfallen auf den kaufmännischen Bereich noch 35,1% der Angaben. Abb. 32: Berufswünsche der Jungen in der Schule - weiteren Einzug halten. Jedoch bin ich persönlich davon überzeugt, dass die starken Unterschiede in den Berufsvorstellungen zu einem gewissen Teil auch genetische Ursachen haben. Frauen denken und fühlen oft anders als Männer und haben deswegen auch häufig andere Stärken, Vorlieben und Prioritäten. Auch das Ergebnis bei der Befragung der Jungen gibt ein klares Bild ab. Ganz deutlich treten hier der technische (46,4%) sowie der kaufmännische Bereich (32%) in den Vordergrund. Es folgt das Handwerk mit gerade noch 8,1% aller Angaben bei den Schülern. Der soziale Bereich mit 3,9%, die Dienstleistung mit 4,2% als auch der künstlerische Bereich mit 5,4% liegen bei den Berufsvorstellungen der Jungen fast gleichauf weit hinten. Abb. 33: Vergleich der Berufswünsche zwischen Jungen und Mädchen Die Unterschiede zwischen den Berufsvorstellungen der Mädchen und Jungen werden besonders in Abbildung 33 deutlich. Im technischen Bereich ist der Anteil der Jungen, die diese Berufsgruppe angegeben haben (47,1%), nicht ganz acht mal so hoch als bei den Mädchen (6,1%). Der Vergleich mit den Ergebnissen Bäuerles zeigt auch bei der Betrachtung der geschlechtsspezifischen Auswertung der Wunschberufsgruppen ein großes Maß an Übereinstimmung. Zwar hat Bäuerle eine etwas andere Einteilung vorgenommen, doch lassen sich seine Ergebnisse durch diejenigen in dieser Studie bestätigen. 5.4 Untersuchung von Korrelationen zwischen der Beliebtheit des Faches Physik und ausgewählten Faktoren 5.4.1 Abhängigkeit vom Wahlpflichtfach Abb. 34: Zusammenhang zwischen Beliebtheit von Physik und dem Wahlpflichtfach Abbildung 34 stellt den Versuch dar, herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen der Beliebtheit des Faches Physik und dem von der Schülerin bzw. vom Schüler belegten Wahlpflichtfach gibt, der sich durch eine solche Untersuchung aufzeigen lässt. Doch inwieweit ist dieses Ergebnis jetzt aussagekräftig? Lässt sich daraus ein Zusammenhang zwischen der Beliebtheit des Faches Physik und dem Wahlpflichtfach ableiten? Weiteren Aufschluss darüber soll Abbildung 35 verschaffen. Abb. 35: Beliebtheit und Unbeliebtheit nach dem Wahlpflichtfach – relevante Angaben Darin dargestellt ist das Verhältnis der Zahl der Nennungen von beliebt und unbeliebt, aufgegliedert nach den einzelnen Wahlpflichtfächern. Diejenigen SchülerInnen eines Wahlpflichtfaches, die Physik weder als beliebt, noch als unbeliebt genannt haben, bleiben dabei unberücksichtigt. Fazit: Ich möchte davor warnen, voreilige Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen zu ziehen. Diese sind meiner Ansicht nach nicht deutlich genug, als dass man daraus etwa ableiten könnte, wer Natur und Technik belegt hat, der mag auch Physik oder ähnliches. Ich möchte daher die Entscheidung, ob es einen Zusammenhang, eine Korrelation zwischen dem belegten Wahlpflichtfach und der Beliebtheit von Physik gibt, offen lassen. 5.4.2 Abhängigkeit vom Geschlecht der Lehrperson Wie in den Intentionen schon erwähnt, ist es mir ein besonderes anliegen, die dort angeführten Überlegungen von Heinz Muckenfuß zu dieser Fragestellung zu verifizieren bzw. falsifizieren. Daher habe ich die Schülerinnen und Schüler im Fragebogen eine Angabe über das Geschlecht ihres Physiklehrers machen lassen. In Abbildung 36 ist die prozentuale Beliebtheitsverteilung der SchülerInnen, die eine Lehrerin haben, der Verteilung derer, die einen Lehrer haben, gegenübergestellt. Die Prozentangaben beziehen sich dabei auf die Zahl aller SchülerInnen, die eine Lehrerin bzw. einen Lehrer haben. So ergibt die Summe der Balken zu Lehrerin ebenso 100% wie die Summe der Balken zu Lehrer. Abb. 36: Zusammenhang zwischen Fachbeliebtheit und dem Geschlecht der Lehrperson Leider macht die Graphik keine eindeutige Aussage. Zwar ist der durch eine Lehrerin gehaltene Physikunterricht scheinbar bei etwas mehr SchülerInnen beliebt (18,4%) als der durch einen Lehrer gehaltene (17,3%), doch ist andererseits auch die Unbeliebtheit bei einer Physiklehrerin höher (44,1%) als bei einem Physiklehrer (39,6%). Abb. 37: Beliebtheit von Physik – abhängig vom Lehrergeschlecht? Vergleich der relevanten Angaben Auch beim Vergleich der relevanten Angaben, also dem Vergleich der prozentualen Anteile von beliebt und unbeliebt ohne Berücksichtigung der Jugendlichen, die Physik gar nicht genannt haben, zeigt sich eine große Ausgeglichenheit zwischen Beliebtheit und Unbeliebtheit, so dass man kein klares Ergebnis erhält. Abbildung 38 und 39 zeigen die geschlechtsspezifische Auswertung zu dieser Fragestellung. Interessanterweise geben sowohl mehr Schülerinnen an, Physik sei unbeliebt als auch Physik sei beliebt, wenn sie von einer weiblichen Physiklehrkraft unterrichtet werden, als wenn der Unterricht von einem Mann gehalten wird. Das erscheint auf den ersten Blick durchaus nicht nachvollziehbar oder logisch, erklärt sich aber durch den geringeren Anteil der Schülerinnen, die beim Unterricht durch eine Lehrerin Physik weder als beliebt noch als unbeliebt nennen. Deutlicher scheint da schon der Fall bei den Jungen zu sein. Aus Abbildung 39 geht klar hervor, dass bei den männlichen Schülern der Physikunterricht bei einem größeren Teil beliebt ist, wenn er durch einen Mann gehalten wird, als wenn eine Frau im Physiksaal vor ihnen steht. Entsprechend ist das Fach bei mehr Schülern unbeliebt, wenn eine Physiklehrerin vor der Klasse steht. Um ein noch eindeutigeres Ergebnis zu erhalten, möchte ich auch hier nicht auf eine Auswertung, die sich auf den relevanten Teil der Angaben beschränkt, verzichten. Die folgenden Graphiken beziehen sich also nur auf die Schülerinnen und Schüler, die Physik als beliebtes bzw. als unbeliebtes Fach genannt haben. Abb. 40: Beliebtheit von Physik – abhängig vom Lehrergeschlecht? Relevante Angaben bei den Mädchen War das Ergebnis, das Abbildung 38 zeigt auf den ersten Blick doch etwas verwirrend, so herrscht bei Abbildung 40 deutlich mehr Klarheit. Der Graphik ist eindeutig zu entnehmen, dass Physik bei den Mädchen beliebter ist, wenn sie von einer Frau unterrichtet werden. Dementsprechend ist der Unterricht bei mehr Schülerinnen unbeliebt, wenn er von einer männlichen Lehrkraft gehalten wird. Abb. 41: Beliebtheit von Physik – abhängig vom Lehrergeschlecht? Relevante Angaben bei den Jungen Betrachten wir uns nun die männlichen Schüler. Es zeigt sich ein vertauschtes Bild verglichen mit dem der Schülerinnen. Die Jungen empfinden Physik stärker als unbeliebtes Fach, wenn sie von einer Lehrerin unterrichtet werden, andererseits als eher beliebt, wenn die Physiklehrkraft männlichen Geschlechts ist. Fazit: Insgesamt möchte ich auch hinter die Fragestellung, ob die Beliebtheit des Physikunterrichts wirklich vom Geschlecht der Lehrperson abhängt, ein großes Fragezeichen stellen. Zwar ist zu erkennen, dass gerade bei den Jungen die Beliebtheit des Faches Physik größer ist, wenn der Unterricht von einem Mann gehalten wird, doch kann man dieses Ergebnis bei den Mädchen nicht beobachten. Lediglich insgesamt betrachtet ist die Beliebtheit minimal geringer, wenn eine Frau Physik unterrichtet. Meiner Ansicht nach lassen sich jedoch keine ausreichend signifikanten Unterschiede feststellen, die zu einer haltbare These nach dem Motto „Wenn A zutrifft, dann gilt B“ oder ähnlichem führen könnten. Vielmehr scheinen mir da andere Faktoren , von denen ich ja auch noch im Folgenden einige untersuchen werde , wesentlich ausschlaggebender für die Beliebtheit des Faches Physik zu sein. Anmerken möchte zudem auch noch, dass die Zahl der Probanden, die im Fach Physik durch eine weibliche Lehrkraft unterrichtet werden in dieser Untersuchung sehr gering war. Leider habe ich, obwohl ich darauf bedacht war, nur an einer Schule eine Physiklehrerin vorgefunden. Deshalb lässt sich bei dieser Fragestellung ohnehin nur eine Vermutung anstellen. 5.4.3 Abhängigkeit von den Berufsvorstellungen Häufig hört man von SchülerInnen Aussagen wie „Physik brauche ich später sowieso nicht“ oder ähnliches. Angesichts dieser Tatsache stellt sich natürlich die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen der Beliebtheit des Unterrichtsfaches Physik und den Berufsvorstellungen der Jugendlichen gibt. Lassen sich Korrelationen aufzeigen wie zum Beispiel, dass Physik unbeliebt ist, wenn der Berufswunsch im sozialen Berufsfeld liegt? Und gibt es dabei – sowie generell – Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen? Abb. 42: Zusammenhang zwischen Fachbeliebtheit und Wunschberufsgruppe Abbildung 42 zeigt das Ergebnis dieser Studie bezogen auf alle befragten Jungendlichen. Auffällig ist der bei allen Berufsgruppen hohe Anteil derjenigen, die Physik weder als beliebt noch als unbeliebt genannt haben. Er liegt zwischen 28,6% bei der Berufsgruppe Dienstleistung und 54,8% bei Handwerk.
Betrachtet man sich Abbildung 43, so scheint doch Anlass für die Berechtigung meiner These, dass die Beliebtheit von Physik von den Berufsvorstellungen der SchülerInnen abhängt, gegeben zu sein. Wie oben schon erwähnt bestätigt sich damit meine erste These, die ich in den Intentionen aufgestellt habe. In der Tat hängt die Beliebtheit des Faches Physik nicht nur von fachimmanenten, sondern auch von äußeren Faktoren, und hier insbesondere von den Berufsvorstellungen, ab. Zur vollständigen Darstellung der Ergebnisse sind auch hier in den Abbildungen 44 und 45 zunächst die Schülerinnen und Schüler, die Physik gar nicht genannt haben, berücksichtigt. Um ein aussagekräftigeres Ergebnis zu erhalten, werden dann in den Abbildungen 46 und 47 ausschließlich die relevanten Angaben herangezogen und miteinander verglichen. Abb. 46: Zusammenhang zwischen Beliebtheit und Wunschberufsgruppe – relevante Angaben Mädchen Wie in meiner These vermutet liegt die Beliebtheit von Physik bei den Mädchen besonders bei den Berufsgruppen tatsächlich auf einem sehr niedrigen Level, bei denen die Inhalte der Physik zumindest sehr häufig nicht von Bedeutung sind. Dies sind also, wie in Abbildung 46 zu sehen ist, die Berufsgruppe künstlerischer Bereich, bei der der Anteil der Abneigung bei 89,5% liegt, der kaufmännische Sektor mit einer Unbeliebtheitsquote von sogar über 90% (genau sind es 90,6%), das soziale Berufsfeld mit 80,7% Ablehnung sowie der Dienstleistungssektor mit ebenfalls über 80% (exakt: 84,2%). Abb. 47: Zusammenhang zwischen Beliebtheit und Wunschberufsgruppe – relevante Angaben Jungen Prinzipiell sieht die Beliebtheitsverteilung in den einzelnen Berufsgruppen bei den Jungen ähnlich aus wie bei den Mädchen. Dennoch ergibt sich in Übereinstimmung mit meiner Vermutung ein etwas abgemildertes Verhältnis zwischen Beliebtheit und Unbeliebtheit. Insgesamt weniger deutlich bis gar nicht vorhanden ist der Effekt der verstärkten Unbeliebtheit von Physik aufgrund des Berufswunsches – und den damit verbundenen Vorstellungen über die dort benötigten Kenntnisse und Fertigkeiten – in den Bereichen Handwerk und Technik. Allenfalls beim Handwerk kann man mit zwei Drittel noch eine hohe Unbeliebtheit des Physikunterrichts bei den Mädchen verbuchen. Dennoch zeigt sich hier, und insbesondere im technischen Bereich, dass Physik bei mehr SchülerInnen beliebt ist als dies in den anderen Berufsfeldern der Fall ist. Fazit: Die gerade beschriebenen Effekte kann ich so deuten, dass die Mädchen und Jungen, die einen technischen Beruf ergreifen wollen, wissen, dass dort Physik zumindest von Nutzen sein wird oder, dass sie diese Berufsvorstellungen überhaupt erst durch ihre Vorliebe für Physik erlangt haben. Auf der anderen Seite können sich diejenigen, die in einer der anderen Berufsgruppen arbeiten wollen, wohl – zum Teil vielleicht auch mit Recht – nicht vorstellen, dass auch dort eventuell physikalische Kenntnisse gebraucht werden. Vielleicht sehen sie deshalb keinen Sinn darin, etwas darüber zu erfahren und können somit auch mit dem Fach nicht viel anfangen. Doch hier bewege ich mich auf rein spekulativen Terrain. Fakt ist jedoch, dass ich aufgrund der recht deutlichen Ergebnisse dieser Studie meine erste These als verifiziert betrachte. Die Berufsvorstellungen der SchülerInnen korrelieren – aus welchen Gründen nun auch immer – mit der Beliebtheit des Faches Physik. 5.4.4 Abhängigkeit von Schülerversuchen und Einsatz neuer Medien Nachdem ich mich in den vorangegangenen Kapiteln vornehmlich mit eher äußeren Faktoren des Physikunterrichts und deren Einfluss auf die Fachbeliebtheit beschäftigt habe, möchte ich mich nun zwei fachimmanenten Belangen, der Durchführung von Schülerversuchen und dem Einsatz neuer Medien wie Computer und Internet, zuwenden. Abb. 48: Zusammenhang zwischen Fachbeliebtheit und der Häufigkeit von Schülerversuchen Abbildung 48 zeigt die Verteilung von Beliebtheit und Unbeliebtheit in jeder Häufigkeitsrubrik unter Berücksichtigung der SchülerInnen, die das Fach nicht genannt haben. Dabei wurden alle Befragten, die bei der Frage nach der Häufigkeit von Schülerversuchen dieselbe Rubrik angekreuzt haben, als Datenbasis für die Beliebtheitsverteilung dieser Rubrik herangezogen. Abb. 49: Zusammenhang Fachbeliebtheit und Häufigkeit von Schülerversuchen – relevante Angaben Hier bilden die SchülerInnen, die Physik als beliebt oder unbeliebt eingestuft haben, die Datenbasis. Die einzelnen Säulen über beliebt und unbeliebt entsprechen dabei dem prozentualen Anteil der SchülerInnen, die jeweils gleichzeitig eine der Kategorien fast immer, ziemlich oft, eher selten oder fast nie bei der Frage nach der Häufigkeit von Schülerversuchen angekreuzt haben. Fazit: Auch wenn mit zahlreichen Schülerexperimenten sicher nicht erreicht werden kann, dass alle SchülerInnen den Physikunterricht „lieben“, so spielt die Häufigkeit der Schülerversuche doch offensichtlich und wenig verwunderlich eine Rolle bei der Fachbeliebtheit des Physikunterrichts. Jedoch war qualitativ betrachtet bei der Auswertung trotz allem auch auffällig, dass etliche SchülerInnen zwar angaben, fast nie Schülerversuche zu machen, den Physikunterricht auf der anderen Seite jedoch als sehr interessant empfinden. Abb. 50: Abhängigkeit der Fachbeliebtheit vom Einsatz neuer Medien Abbildung 50 zeigt den Zusammenhang, der sich aus der Kombination der Angaben zur Fachbeliebtheit von Physik und denen zum Einsatz neuer Medien ergibt. Zu sehen sind jeweils 2 Säulen zu beliebt, unbeliebt und weder noch, die in der Legende mit ja bzw. nein beschriftet sind. Gemeint ist damit der Einsatz neuer Medien – Computer und / oder Internet. Ja bedeutet somit, dass neue Medien zum Einsatz kommen, nein dementsprechend, dass keine neuen Medien eingesetzt werden. Deutlich zu erkennen ist, dass der Anteil der Beliebtheit des Physikunterrichts etwas höher liegt, wenn neue Medien zum Einsatz kommen (23,8%), als wenn dies nicht der Fall ist (18,1%). Kurioserweise ist das jedoch auch beim Anteil der Fachunbeliebtheit so. Hier liegt der Prozentsatz beim Einsatz neuer Medien bei 40,6%, während er ohne deren Einsatz bei 37,1% liegt. Erklärbar wird dieses Ergebnis nur durch die unterschiedlich hohen Anteile der SchülerInnen, die weder gern noch ungern in den Physikunterricht gehen. Auch bei der Betrachtung dieser Korrelation ist es daher sinnvoll, sich das Ergebnis unter Ausschluss derer, die in die Rubrik weder noch fallen, anzusehen. Wie schon des öfteren konstatiert, ergeben sich aus der relevanten Betrachtungsweise noch deutlichere oder sogar völlig andere Ergebnisse, als man zunächst vermuten würde. Außerdem möchte ich auch hier – wie schon des öfteren – zur Sicherstellung der richtigen Interpretation der Ergebnisse das Diagramm umdrehen und nun die Rubrikenachse mit ja und nein beschriften. Darauf wird dann die entsprechende Beliebtheit bzw. Unbeliebtheit abgetragen. Abb. 51: Abhängigkeit der Fachbeliebtheit vom Einsatz neuer Medien – relevante Angaben Auch jetzt fällt es vielleicht auf den ersten Blick relativ schwer, eine eindeutige Korrelation festzustellen, denn Abbildung 51 zeigt, dass Physik sowohl unter der Verwendung neuer Medien als auch ohne deren Einsatz bei wesentlich weniger SchülerInnen beliebt ist (ja: 36,9% ; nein: 32,8%) als unbeliebt (ja: 63,1% ; nein: 67,2%). Dennoch lassen sich dem Diagramm noch andere Fakten entnehmen. Bleibt abschließend die Frage, ob damit von einer Korrelation zwischen Beliebtheit des Physikunterrichts und dem Einsatz neuer Medien die Rede sein kann. Zwar zeigt das Ergebnis dieser Studie, dass Physik beliebter wird, wenn solche neuen Medien im Unterricht verwendet werden, doch möchte ich hier allenfalls von Tendenzen sprechen, deren Ursache auch in den Fehlerquoten einer jeden Statistik liegen könnten. Fazit: ich erachte es als ziemlich gesichert, dass der Einsatz neuer Medien im Physikunterricht bei einer Reihe von SchülerInnen zu einer höheren Beliebtheit führt. Dennoch ist sicher davon abzuraten, einen in dieser Form veränderten Fachunterricht als das Allheilmittel für die Beliebtheitsförderung hochzuspielen. Schließlich geht es ja nicht nur darum, den SchülerInnen eine unterhaltsame Show zu bieten, sondern noch immer in erster Linie um die Fach- und Lerninhalte. Zudem spielen bei einem für die Jugendlichen interessanten Unterricht – wie in diesem Kapitel auch schon bestätigt – noch viele andere Faktoren eine entscheidende Rolle. Ich denke daher, dass es sicher kein Fehler sein kann, in Zukunft verstärkt auch auf diese Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung zurückzugreifen, um den Unterricht attraktiver und abwechslungsreicher zu gestalten, doch sollte man den Nutzen nicht überbewerten. 5.5 Untersuchung von Korrelationen zwischen dem Interesse am Fach Physik und ausgewählten Faktoren In den Kapiteln 5.4.1 bis 5.4.4 wurde untersucht, ob die Beliebtheit des Faches Physik mit Faktoren wie dem Wahlpflichtfach, dem Geschlecht der Lehrperson, den Berufsvorstellungen der SchülerInnen, der Häufigkeit von Schülerversuchen sowie dem Einsatz neuer Medien, korreliert. Bei einigen dieser Konstellationen konnte auch eindeutig eine solche Korrelation nachgewiesen werden, bei anderen wiederum nicht. 5.5.1 Abhängigkeit vom Wahlpflichtfach Die Untersuchung der Korrelation zwischen der Beliebtheit von Physik und dem von den SchülerInnen belegten Wahlpflichtfach ergab kein eindeutiges Ergebnis. Es ist daher nicht sicher, ob diese beiden Faktoren überhaupt in einer gegenseitigen Wechselbeziehung stehen. Wie sieht das nun in Bezug auf das Interesse aus? Betrachtet man sich Abbildung 52, so kann man schnell erkennen, dass das Interesse am Physikunterricht bei den SchülerInnen, die Natur und Technik (NuT) als Wahlpflichtfach belegt haben, größer ist als bei allen anderen Jugendlichen. 53,7% der NuT-SchülerInnen finden den Physikunterricht eher interessant und 20,2% geben sogar an, ihn sehr interessant zu finden. Das bedeutet, dass zusammengefasst 73,9%, also knapp drei Viertel aller NuT-SchülerInnen Physik interessant finden. Abb. 52: Abhängigkeit des Interesses am Physikunterricht vom Wahlpflichtfach Dennoch ergeben sich dementsprechend bei den Kategorien eher uninteressant und ziemlich uninteressant im Vergleich zu den NuT-Leuten höhere Prozentwerte bei den Jugendlichen, die HTW / MuM bzw. Französisch belegt haben. Fazit: Damit ist insgesamt eine deutliche Interessensverteilung zu verbuchen, die nicht rein zufällig sein kann. Vielmehr liegt ihre Ursache wohl in einer Korrelation, die zwischen dem Interesse am Physikunterricht und dem von den SchülerInnen belegten Wahlpflichtfach besteht. Anders verhält es sich bei den Schülerinnen und Schülern, die vielleicht eher weniger mit technischen Dingen anfangen können oder wollen. Ich denke hier vor allem an die HTW / MuM-SchülerInnen, bei denen ja im Durchschnitt das Interesse am Physikunterricht am geringsten ausgeprägt ist. Bei diesen Jugendlichen ist dieser Studie zu Folge auch das Interesse an physikalischen Inhalten eher gering. Das letztgenannte Ergebnis zeigt jedoch auch, dass bei den Jugendlichen nicht aufgrund ihrer Fächerwahl etc. auf ihre Interessen und Vorlieben geschlossen werden kann. Nicht alle NuT-SchülerInnen finden Physik interessant und nicht alle anderen SchülerInnen finden das Fach uninteressant. Es ist zwar unbestreitbar, dass hier gewisse Zusammenhänge bestehen, doch darf das nicht Anlass sein sein, Vorurteile aufzubauen und so einzelne Gruppen von vornherein unbeabsichtigt – und schon gar nicht beabsichtigt - auszugrenzen und ihnen, gerade als Lehrer, womöglich so den Spaß und das Interesse zu nehmen. 5.5.2 Abhängigkeit vom Geschlecht der Lehrperson Nach der Untersuchung der Beliebtheit des Physikunterrichts in Abhängigkeit vom Geschlecht der Lehrperson stellt sich nun die Frage, ob es eine Korrelation zwischen dem Interesse am Fach Physik und dem Geschlecht der Lehrperson gibt. Leitfrage soll dabei sein, wer aus SchülerInnensicht einen interessanteren Physikunterricht macht – Frauen oder Männer. Abb. 53: Abhängigkeit des Fachinteresses vom Geschlecht der Lehrperson insgesamt Abbildung 53 zeigt die Interessensverteilung – eingeteilt in vier Kategorien von sehr interessant bis ziemlich uninteressant – bei Lehrerin und Lehrer. Die Werte sind dabei auf alle befragten Jugendlichen bezogen. Die Datenbasis beträgt also somit N=524. Fasst man auch bei diesem Interessensvergleich wieder die Kategorien sehr interessant und eher interessant zu einer einzigen (interessant) und die verbleibenden beiden Kategorien zu uninteressant zusammen, so ergibt sich demnach, dass gut die Hälfte (54,1%) beim Unterricht durch einen Lehrer Interesse am diesem Unterricht – und damit wohl auch am Fach selbst – zeigen. Steht eine Lehrerin vor der Klasse, so sinkt dieser Anteil auf 46,4%. Nun stellt sich im Folgenden noch die Frage nach geschlechtsspezifischen Unterschieden. Wie sieht das Ergebnis bei den Mädchen allein aus? Und wie bei den Jungen? Abbildung 54 und 55 geben das jeweilige Ergebnis dieser Untersuchung wieder. Als Datenbasis liegen den Diagrammen die Zahl der Schülerinnen bzw. Schüler zugrunde, die im Fach Physik von einer Lehrerin bzw. einem Lehrer unterrichtet werden. Demnach finden 38,5% der Mädchen den Physikunterricht interessant , wenn sie durch eine Lehrerin unterrichtet werden. Beim Unterricht durch einen Mann sind es 37,8%. Abb. 54: Abhängigkeit des Fachinteresses vom Geschlecht der Lehrperson bei den Mädchen Uninteressant ist das Fach damit für 61,5% der Schülerinnen, die eine Frau als Lehrperson haben sowie für 62,2% derjenigen, die durch einen männlichen Physiklehrer unterrichtet werden. Abb. 55: Abhängigkeit des Fachinteresses vom Geschlecht der Lehrperson bei den Jungen Bei den Jungen liegt der Anteil, der Physik bzw. den Physikunterricht interessant findet bei 60%, wenn sie durch eine Lehrerin unterrichtet werden und bei beachtlichen 70,9%, wenn sie einen Lehrer haben. Fazit: Bei der Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Interesse am Physikunterricht und dem Geschlecht der Lehrperson zeigt sich, dass das Interesse der SchülerInnen etwas größer ist, wenn sie durch einen Mann unterrichtet werden. Allerdings spielt das Geschlecht der Lehrkraft für die Mädchen kaum eine Rolle, denn bei ihnen ist das Interesse mit 38,5% (Lehrerin) bzw. 37,8% (Lehrer) ähnlich hoch. Wie bereits aufgezeigt liegen diese Werte jedoch deutlich niedriger als bei den Jungen. Anmerken möchte ich noch ein paar Schülerkommentare, die auf den Fragebögen vermerkt wurden. So schrieb ein Junge, der eher interessant angekreuzt hat: „Physik wäre eher interessant, wenn ich einen anderen Lehrer hätte“ . Ein weiterer, der das Fach eher uninteressant findet, kommentierte: „Bei einem anderen Lehrer wäre Physik eher interessant“ . Der Kommentar eines Mädchens lautete: „Physik ist wegen dem Lehrer ziemlich uninteressant“. 5.5.3 Abhängigkeit von den Berufsvorstellungen In Kapitel 5.4.3 ließ sich durch die Ergebnisse dieser Studie eine Korrelation zwischen der Beliebtheit von Physik und dem Berufswunsch der SchülerInnen aufzeigen. Korrelieren nun auch das Fachinteresse und die Berufsvorstellungen? Die Vermutung, dass dem so ist, liegt zumindest nahe. Die Graphiken 56 bis 58 sollen nun zeigen, ob sich diese auch bestätigen lässt. Abb. 56: Zusammenhang zwischen Interesse an Physik und dem Berufswunsch insgesamt Abbildung 56 zeigt zunächst das Gesamtergebnis dieser Fragestellung. Datenbasis ist somit die Gesamtzahl der Befragten, also N=524. Die einzelnen Balken über den Interessensrubriken geben an, wie hoch der jeweilige zu einer Wunschberufsgruppe gehörige prozentuale Anteil in dieser Interessensrubrik ist. Hier fällt auch deutlich auf, dass das Interesse bei denen, die im Handwerk oder im technischen Bereich arbeiten wollen, größer ist als bei allen anderen. Physik als sehr interessant bezeichnen 27,6% (Handwerk) und 23,4% (technischer Bereich). In den anderen Berufsgruppen liegt der Wert hier zwischen 11% beim sozialen Bereich und 2,5% beim künstlerischen Bereich. Abb. 57: Zusammenhang zwischen Interesse an Physik und dem Berufswunsch bei den Mädchen Wie bereits in den Intentionen erwähnt, ist mir bei dieser Untersuchung der geschlechtsspezifische Aspekt, das heißt der Vergleich zwischen Mädchen und Jungen, sehr wichtig. Daher möchte ich auch hier einen solchen Vergleich anbringen. In den Rubriken eher uninteressant und ziemlich uninteressant nehmen die Prozentsätze in den nicht-technischen und nicht-handwerklichen Berufsgruppen sichtbar zu. So geben hier 47,1% (künstlerischer Bereich), 43,3% (sozialer Bereich) und 40,9% (kaufmännischer Bereich) an, den Physikunterricht eher uninteressant zu finden. Erstaunlicherweise liegt der Anteil bei der technischen Berufsgruppe immerhin noch bei 38,9% und damit höher als beim Dienstleistungssektor (37,5%). Abb. 58: Zusammenhang zwischen Interesse an Physik und dem Wunschberuf bei den Jungen Deutlich erkennt man in Abbildung 58, dass bei den Jungen der Physikunterricht insbesondere dann als sehr interessant erachtet wird, wenn der Berufswunsch im Handwerk (28,6%) oder dem technischen Bereich (25,8%) liegt. Recht hoch ist erstaunlicherweise der Prozentsatz mit 20% auch noch bei denen, die im sozialen Sektor arbeiten wollen. Interessant ist ebenfalls – auch wenn das exakte Ergebnis (0%) in dieser Form zufällig sein mag – dass kein einziger der befragten Schüler bei der Frage nach dem Interesse am Physikunterricht sehr interessant angegeben hat, wenn er im künstlerischen Bereich arbeiten möchte. Fazit: Ähnlich der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Beliebtheit des Faches Physik und dem Berufswunsch , kann ich auch hier bei der Abhängigkeit des Interesses vom Berufswunsch eine Korrelation nachweisen. Dabei ist das Fachinteresse besonders hoch, wenn die SchülerInnen einen technischen oder aber einen handwerklichen Beruf erlernen wollen. Insgesamt eher weniger Interesse besteht hingegen bei denjenigen, die in einer der anderen Berufsgruppen arbeiten möchten. Dieser Effekt zeigt sich auch bei der geschlechtsspezifischen Auswertung, sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen. Allerdings finden sich hier auch Unterschiede. So ist der Effekt bei den Mädchen deutlicher ausgeprägt als bei den Jungen. Auch liegt das Interesse allgemein bei den Schülerinnen auf einem niedrigeren Level als bei den Jungen, d.h. dass der Anteil der Mädchen, die Physik interessant finden, im Schnitt geringer ist als bei den Jungen, und zwar unabhängig von der Wunschberufsgruppe. 5.5.4 Abhängigkeit von Schülerversuchen und Einsatz neuer Medien Nachdem ich schon die Abhängigkeit der Beliebtheit des Physikunterrichts von der Häufigkeit der Schülerversuche sowie vom Einsatz neuer Medien untersucht habe, möchte ich in diesem Kapitel auch noch überprüfen, ob sich eine Korrelation zwischen dem Fachinteresse und den beiden oben genannten Faktoren aufzeigen lässt. Abb. 59: Abhängigkeit des Fachinteresses von der Häufigkeit von Schülerversuchen In Abbildung 59 zu sehen ist die Interessensverteilung nach der Häufigkeit der Schülerversuche gegliedert. Die Zahl der SchülerInnen, die die gleiche Rubrik bei der Frage nach der Häufigkeit der Schülerversuche angekreuzt haben, bildet dabei jeweils die Datenbasis für die Interessensverteilung unter dieser Häufigkeitsrubrik. Fazit: Durch diese Ergebnisse wird eine gewisse Tendenz deutlich, so dass sich ganz klar eine gegenseitige Abhängigkeit der beiden untersuchten Faktoren herauskristallisiert. Ich kann dementsprechend durchaus von einer derartigen Korrelation sprechen, dass das Fachinteresse am Physikunterricht um so größer wird, je häufiger Schülerversuche gemacht werden. Etwas genauer gesagt nimmt der Anteil der SchülerInnen, die den Physikuntericht interessant finden , mit wachsender Zahl der Schülerversuche zu, der Anteil derer, die ihn uninteressant finden , ab. Wie sieht das nun bei der Betrachtung des Einsatzes neuer Medien aus? Zeigt sich dort ein ähnliches Bild, so dass ich auch hier eine Korrelation feststellen kann? Abbildung 60 zeigt, was diese Untersuchung für ein Ergebnis hervorbringt. In der Graphik dargestellt ist dabei der jeweilige prozentuale Anteil der einzelnen Beliebtheitskategorien, bezogen auf die Summe aller SchülerInnen, bei denen im Physikunterricht neue Medien eingesetzt (mit ja beschriftet) bzw. nicht eingesetzt (mit nein beschriftet) werden. Abb. 60: Abhängigkeit des Fachinteresses vom Einsatz neuer Medien Von gewissen Schwankungen abgesehen zeigt sich bei der Untersuchung dieser Fragestellung kaum ein Interessensunterschied zwischen den Befragten, in deren Unterricht neue Medien zum Einsatz kommen und denjenigen, die noch darauf verzichten (müssen). Im Einzelnen bedeutet dies, dass mit Ausnahme der Kategorie ziemlich uninteressant bei allen anderen Interessenskategorien der prozentuale Anteil der Nennungen bei denen, die keine neue Medien einsetzen, etwas höher liegt. Dieses Ergebnis ist meiner Meinung nach doch eher etwas überraschend. Bei sehr interessant liegt so der Prozentsatz bei 12,5% (nein) bzw. 11,9% (ja). In der Kategorie eher interessant ist der Unterschied sogar etwas deutlicher. 34,6% der SchülerInnen, bei denen Computer und Internet eingesetzt und 41,6% derer, bei denen diese Medien nicht verwendet werden, bekunden ein derartiges Interesse. Um das Ergebnis etwas übersichtlicher zu gestalten, möchte ich nun auch bei diesem Interessensvergleich die jeweils tendenziell gleichen Kategorien zusammenfassen. Aus der Summe aus sehr interessant und eher interessant (im Folgenden wieder allgemein als interessant bezeichnet) ergibt sich somit, dass über die Hälfte (54,1%) der SchülerInnen, in deren Physikunterricht keine neuen Medien eingesetzt werden, diesen dennoch interessant finden, während der Anteil der Befragten, die mit Computer und / oder Internet arbeiten, lediglich bei 47,5% liegt. Fazit: Insgesamt bin ich über dieses Ergebnis – wie oben schon angedeutet – doch eher schockiert. Es ist denke ich eindeutig nachgewiesen, dass eine Korrelation zwischen dem Einsatz neuer Medien und dem Fachinteresse bestehen muss. Diese sieht nun eben so aus, dass das Interesse am Fach Physik größer ist, wenn keine (!) neuen Medien im Unterricht eingesetzt werden.
6 Vergleich der Ergebnisse mit anderen Studien In diesem Kapitel möchte ich noch einmal meine verstreut in die fortlaufende Darstellung der Ergebnisse eingeschobenen Vergleiche mit anderen Studien explizit herausstellen. Der Übersichtlichkeit halber und um den Vergleich nicht überzustrapazieren, beschränke ich mich dabei jedoch auf den Vergleich mit der Untersuchung von Gerd Bäuerle. Betrachtet man das Interesse bzw. Desinteresse der SchülerInnen am Physikunterricht, so kann man sowohl bei meiner Studie als auch bei der Untersuchung von Gerd Bäuerle erkennen, dass ein Großsteil der Jugendlichen Physik weder als besonders interessant noch als sehr uninteressant empfinden. In beiden Studien liegt der Anteil deutlich über 50% (58% bei Bäuerle, 71,2% bei dieser Untersuchung). Die Ergebnisse für sehr interessant stimmen mit 13% bei Bäuerle und 13,9% bei mir sogar ganz genau überein. Dementsprechend liegen auch die Antworten mit ziemlich uninteressant bzw. langweilig mit 29% und 14,9% in der gleichen Größenordnung. Sicher divergieren die quantitativen Ergebnisse der beiden Studien etwas. Aber ich denke doch, dass man zumindest die gleichen Tendenzen erkennen kann. In Bezug auf die Verteilung der Nennungshäufigkeit der einzelnen Wunschberufgruppen zeigt sich jedoch ein Wandel. Bei der Studie Bäuerles lag der handwerklich-technische Bereich mit 39,4% an der Beliebtheitsspitze. Demgegenüber liegt diese Berufsgruppe in meiner Untersuchung mit 26,1% auf Platz zwei hinter dem kaufmännischen Sektor mit 33,6%. Erstaunlicherweise geht auch der Anteil des Dienstleistungssektors deutlich zurück. Während bei Bäuerle noch 13,4% angaben, später in dieser Berufsgruppe arbeiten zu wollen, liegt der Anteil in dieser Studie nur noch bei 6,7%. Auf mögliche Ursachen bin ich dahingehend schon in vorangegangenen Kapiteln dieser Arbeit eingegangen. Eine Möglichkeit für abweichende Ergebnisse möchte ich jedoch auch hier noch einmal nennen. Vergleicht man die Einteilung in verschiedene Berufsgruppen beim Fragebogen Gerd Bäuerles und bei mir, so erkennt man, dass meine Einteilung um den künstlerischen Bereich erweitert ist. Da insgesamt recht viele SchülerInnen diesen als ihre Wunschberufsgruppe angaben, liegen die abweichenden Ergebnisse mit Sicherheit zumindest teilweise darin begründet. Betrachtet man sich die klassenstufenbezogene Auswertung, so findet man ebenfalls Gemeinsamkeiten im Ergebnis der beiden Untersuchungen. Offensichtlich wird beispielsweise sowohl bei der Studie Gerd Bäuerles als auch in dieser Arbeit der deutliche Anstieg des Desinteresses bzw., umgekehrt ausgedrückt, der Rückgang des Interesses am Physikunterricht von Klasse 8 bis Klasse 10. So finden in der Untersuchung Gerd Bäuerles in Klasse 8 13,6% den Physikunterricht sehr interessant (bei mir sind es 12,1%). In Klasse 10 geht dieser Anteil auf 10,0% bzw. sogar auf 8,3% bei Gerd Bäuerle zurück. Umgekehrt nimmt der Anteil bei ziemlich uninteressant bzw. langweilig von 28,5% auf 35,2% bei Gerd Bäuerle und von 11,5% bei mir zu. Letztendlich finden sich auch bei der geschlechtsspezifischen Auswertung zahlreiche ähnliche Ergebnisse. Auf diesen Auswertungsteil legte auch Gerd Bäuerle einen seiner Untersuchungsschwerpunkte, so dass der Vergleich an vielen Stellen ganz gut möglich ist. Fazit: Zusammenfassend kann man damit sagen, dass diese Untersuchung die Forschungsergebnisse der Bäuerle-Studie umfassend verifiziert. Zwar gibt es kleinere oder größere Unterschiede bei der rein quantitativen Betrachtung, doch liegen diese nicht so weit auseinander, dass man beim Vergleich nicht gleiche Tendenzen herauslesen kann. In Anbetracht der Tatsache, dass ausnahmslos auch alle anderen Untersuchungen auf diesem Gebiet zumindest tendenziell ähnliche Ergebnisse vorweisen, fügt sich diese Studie also in die Reihe der bisherigen empirischen Ergebnisse ein. Hält man sich diese somit in ausreichender Weise wiederholt empirisch belegten Ergebnisse vor Augen, desto mehr erhärtet sich meiner Meinung nach die im Laufe dieser Arbeit angebrachte Kritik.
7 Didaktische Überlegungen, Schlusswort Wie viele andere Studien – ich verweise hier auf die mehrfach von mir erwähnten und zitierten Arbeiten von Greck und Bäuerle - aber auch auf umfangreichere Studien wie beispielsweise die IPN-Interessenstudie Physik , zeigt auch diese Untersuchung deutlich die extrem hohe Unbeliebtheit der naturwissenschaftlichen Fächer, insbesondere der Physik auf. Dennoch zeigt sich ebenfalls, dass bei den SchülerInnen durchaus Interesse am Fach Physik besteht. Betrachtet man sich den Anfangsunterricht , so finden mehr als die Hälfte der SchülerInnen den Physikunterricht interessant. Allerdings nimmt dieser Anteil bis Klasse 10 deutlich auf weniger als die Hälfte ab. Betrachte ich die Ergebnisse der Beliebtheit und des Interesses in Bezug auf den Einsatz neuer Medien, so ergibt sich ein zweischneidiger Sachverhalt. Auf der einen Seite kann ich die Fachbeliebtheit – zumindest bei einem Teil der SchülerInnen – steigern, wenn ich auf die (zeitweise) Verwendung der neuen technologischen Möglichkeiten setze. Einige SchülerInnen schrieben auch als Kommentar auf ihren Fragebogen: „Physik ist uninteressant, weil keine neuen Medien eingesetzt werden“ . Demnach scheint auch das Interesse zu wachsen, wenn neue Medien im Physikunterricht verwendet werden. Das Ergebnis dieser Studie zeigt aber andererseits, dass das Interesse am Physikunterricht insgesamt betrachtet merkwürdigerweise mit dem Einsatz von Computer und / oder Internet abnimmt. Qualitativ fiel mir bei der Auswertung der Fragebögen auch auf, dass die Beliebtheit des Physikunterrichts klassensatzweise sehr stark schwankte. Gemeint ist damit, dass die Fachbeliebtheit in einzelnen Klassen insgesamt eher hoch bzw. eher niedrig ist. Das lässt darauf schließen, dass nicht nur die Durchführung von Schülerversuchen und damit allgemein die Unterrichtsmethoden über die Fachbeliebtheit entscheiden, sondern auch die Persönlichkeit der Physiklehrerin bzw. des Physiklehrers. Das ergibt, betrachtet man die Beliebtheit und das Interesse als voneinander abhängige Faktoren, auch eine Übereinstimmung mit Kommentaren der Jugendlichen, die auf den Fragebögen vermerkt waren. Etliche gaben klar zu verstehen, dass sie den Physikunterricht wegen ihrer Lehrerin bzw. ihres Lehrers uninteressant finden. So schrieb ein Schüler (10. Klasse): „Physik wäre eher interessant, wenn ich einen anderen Lehrer hätte.“ Eine Schülerin, ebenfalls 10. Klasse, kommentierte auf dem von ihr ausgefüllten Fragebogen: „Der Unterricht ist bei [...] ziemlich langweilig.“ In diesem Kapitel möchte ich aber doch noch einmal auf Ergebnisse und Interpretationsmöglichkeiten bezüglich dem Zusammenhang von Fachbeliebtheit und dem Geschlecht der Lehrperson. Diese Untersuchung hat gezeigt, dass die Beliebtheit des Physikunterrichts geringfügig niedriger ist, wenn der Unterricht von einer Frau gehalten wird. Wie in Kapitel 5.4.2 bereits erwähnt, möchte ich wegen der geringen Beliebtheitsunterschiede zwischen dem Unterricht einer weiblichen bzw. männlichen Lehrkraft jedoch nicht von einer Korrelation zwischen der Fachbeliebtheit und dem Geschlecht der Lehrperson reden. Aber ich möchte die Aussagen Heinz Muckenfuß zu diesem Punkt an dieser Stelle noch einmal aufgreifen. Er vertritt ja – meines Wissens in Übereinstimmung mit anderen Fachdidaktikern – die Auffassung, dass die höhere Unbeliebtheit des von Frauen gehaltenen Physikunterrichts damit zusammenhängt, dass diese während ihres Studiums sehr stringente und naturwissenschaftlich ausgeprägte Verhaltensmuster entwickeln müssen, um in diesem von Männern dominierten Wissenschaftsbereich überhaupt anerkannt zu werden. Die Ausprägung dieser Anpassungsmuster sind dann laut Heinz Muckenfuß so von den Frauen verinnerlicht, dass ihr Unterricht eben diesem Stil entspricht. Dies müsste natürlich noch weiter untersucht werden. Dennoch denke ich, dass meine Studie zumindest einen Anhaltspunkt liefert, mit dieser Auffassung übereinzustimmen. Demnach wäre der von weiblichen Lehrkräften gehaltene Physikunterricht zu sehr wissenschaftlich-nüchtern und hierarchisch für die SchülerInnen der Sekundarstufe I gefasst. Bezüglich der Abhängigkeit der Beliebtheit und des Interesses am Physikunterricht von den Berufsvorstellungen der Jugendlichen habe ich bereits in den Kapiteln 5.4.3 sowie 5.5.3 einige Anmerkungen gemacht. Unbestreitbar ist, dass Physik insbesondere bei denen beliebt ist, die später in einem technischen oder handwerklichen Beruf arbeiten möchten. Gleichermaßen verhält es sich auch in Bezug auf das Interesse. Sicher gibt es zwar Berufe, in denen physikalische Inhalte keine große Rolle spielen, doch denke ich, dass es durchaus sinnvoll wäre, wenn die Jugendlichen, die dem Physikunterricht mit dem Motto „Physik brauche ich später sowieso nicht“ gegenüberstehen, diese Haltung über Bord werfen würden. Oft ist die Physik dennoch auch in nicht-technischen Berufen im Detail versteckt. Und selbst wenn aus beruflicher Sicht keine Notwendigkeit bestehen würde, sich physikalischen Inhalten zu öffnen, so denke ich doch, dass es auch für diese SchülerInnen Anreize geben muss, die es als Lehrkraft – so schwer das in manchen Fällen auch ist – zu wecken gilt.
Ich habe mit dieser Arbeit versucht, einige den Physikunterricht betreffende Faktoren etwas genauer zu beleuchten und auf der Basis empirischer Untersuchungen Anhalts- und Ansatzpunkte für mögliche Veränderungen aufzuzeigen. In diesem Sinne hoffe ich, Bildungspolitikern, Fachdidaktikern und Kollegen die Grundlage und den Anstoß bzw. Anreiz für weiterführende Überlegungen gegeben zu haben.
Abb. 1: Fächerbeliebtheit bei den SchülerInnen
Im Laufe meiner Arbeit habe ich des öfteren auf die beiden Studien von Gerd Bäuerle und Claus Greck verwiesen und Vergleiche zwischen meinen Ergebnissen und denen bei Gerd Bäuerle bzw. Claus Greck angestellt. Wie im Vorwort bereits erwähnt, stellt meine Untersuchung jedoch keine exakte Kopie dieser Arbeiten dar. Desweiteren handelt es sich bei diesen Arbeiten nicht um Veröffentlichungen, sondern wie bei dieser Studie um die Wissenschaftliche Hausarbeit für das Erste Staatsexamen. Daher möchte ich nun noch in diesem Anhang die Fragebögen, wie sie Gerd Bäuerle bzw. Claus Greck entworfen und in ihrer empirischen Datenerhebung verwendet haben, darstellen. 10.1 Fragebogen von Claus Greck Erhebungsbogen zum Physikunterricht 1. Allgemeine Angaben 2.2 Welches waren Deine 3 ungeliebtesten Schulfächer? ...................................................... 2.3 Kreuze bitte auf der Skala an, was Deiner Meinung nach zutrifft: 2.4 Kreuze bitte folgende Fragen auf der Skala an: Wie oft hast Du selber das eine oder O O O 3. Fragen zu Unterrichtsthemen Mechanik: Wärmelehre: Optik: 10.2 Fragebogen von Gerd Bäuerle Umfrage zum Physikunterricht Dieser Erhebungsbogen dient dazu, zu erfahren, mit welchen Erwartungen Du in den Physikunterricht gehst, und ob diese erfüllt werden. Natürlich ist das Ausfüllen des Fragebogens freiwillig, und selbstverständlich werden Deine Antworten vertraulich behandelt. Damit die Ergebnisse dieser Umfrage dazu verwendet werden können, herauszufinden wie man den Physikunterricht für Dich interessanter gestalten könnte, solltest Du den Fragebogen sorgfältig und ehrlich ausfüllen. Im Voraus besten Dank für Deine Mitarbeit. 1. Angaben zur Person 2. Fragen zur Beliebtheit der Schulfächer 3.1 In welcher Berufsgruppe möchtest Du später am liebsten arbeiten? 4. Fragen zum Physikunterricht 5. Praktische Tätigkeiten 6. Mich interessiert sehr etwas nicht 7. Unser Schulbuch verwende ich oft manchmal nie
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig gefertigt, die Quellen einer Entlehnung kenntlich gemacht und außer den genannten keine weiteren Hilfsmittel verwendet habe. Weingarten, den 12.07.2000 .................................................................... |
Empirische Studie zum Interesse der Schülerinnen und Schüler am Physikunterricht
- Steffen
- Kategorie: Physik
- Lesezeit: 162 Minuten
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