Nach dem letzten Alpencross 2017 stand dieses Jahr wieder einmal die Überquerung des Alpenhauptkamms von Nord nach Süd auf dem Programm des DAV Konstanz. Im Gegensatz zu 2017 gab es diesmal einen Gepäcktransport durch Steffi Zieten, während die Etappen wieder von Thomas Zieten geführt wurden.
Start- und Zielort (St. Anton am Arlberg und Riva del Garda) waren identisch mit 2017, und auch die ersten beiden Tage waren, vom Übernachtungsort Ischgl abgesehen, altbekannt. Ab dem dritten Tag jedoch führte uns Thomas eine neue Route über den Kalterer See.
Samstag, 22.08.2020 (St. Anton - Ischgl: 41 km, 1050 hm)
Nach der Anfahrt zum Startpunkt in St. Anton am Arlberg ging es auf die erste Etappe über die Konstanzer Hütte, den Kops-Stausee und Galtür zum ersten Etappenort Ischgl. Sowohl der Wetterbericht als auch das Wolkenschauspiel am Himmel ließ vermuten, dass wir wie schon 2017 geich auf der ersten Etappe nass werden würden - doch weit gefehlt. Trotz defektem Schaltwerk blieben wir dank unserem frühen Eintreffen in Ischgl trocken, der Regen setze erst nach unserer Ankunft ein und auch das Schaltwerk konnte im Bikeshop ersetzt werden.
Sonntag, 23.08.2020 (Ischgl - Sur En: 34 km, 1270 hm)
Am Sonntag führte uns die Route vorbei an der Bodenalpe in die Schweiz, über die Heidelberger Hütte auf den Fimberpass und weiter über Val Sinestra nach Ramosch und unserem nächsten Etappenort Sur En. Auch an diesem Tag hatten wir trotz gut gewarteter Bikes wieder mit der Schalttechnik zu kämpfen. Diesmal rutschte mein Schalthebel an der Hebelverstellung durch, so dass bis zur Fehlerdiagnose und -beseitigung in Sur En das Schalten kaum noch möglich war.
Bereits an diesem Abend schlich sich auch die Erkenntnis ein, dass unser Plan für den nächsten Tag, das legendäre Val d'Uina zu durchqueren, wie 2017 erneut an einem Erdrutsch scheitern würde.
Montag, 24.08.2020 (Sur En - Morter: 85 km, 1820 hm)
Nachdem die ursprünglich geplante Route durch das Val d'Uina nicht möglich war, ging es heute entlang des Inns bis Scuol und über S-Charl auf den Pass da Costainas. Dieser hatte den Vorteil, dass er im Gegensatz zum Val d'Uina komplett mit dem Bike fahrbar ist und bot landschaftlich ebenfalls tolle Eindrücke, bewegt man sich doch am Rande des schweizerischen Nationalparks Engadin und Val Müstair, dem ältesten (seit 1914) Wildnisgebiet der Alpen. Über Santa Maria und Müstair ging es weiter nach Glurns und Prad am Stilfserjoch. Nachdem wir einen kleinen Regenguss im Eiscafé bei herrlichem italienischem Eis abgesessen hatten, fuhren wir noch einige Kilometer durch's Vinschau bis zu unserem nächsten Etappenort Morter am Fuße der Burgruinen Ober- und Untermontani.
Dienstag, 25.08.2020 (Morter - Kaltern: 73 km, 1020 hm)
Zum "Warmfahren", aber insbesondere wegen der tollen Kulisse und einen wirklich netten Serpentinentrail, fuhren wir zunächst etwa 150 Höhenmeter hinauf zur Burgruine Obermontani und nutzen die Kulisse und den Trail für eine kleine Fotosession, bevor wir begannen, über Latsch und entlang der Etsch Strecke durch's Vinschgau in Richtung Kalterer See zu machen. Über San Michele führte uns die Route vorbei am Castel Matschatsch zur Kalterer Höhe und hinab zu unserem nächsten Etappenziel, dem Tannhof, mit herrlichem Blick auf den Kalterer See, den wir auf der Hotelterrasse bei Apfelstrudel und alkoholfreiem Weißbier genossen.
Mittwoch, 26.08.2020 (Kaltern - Spormaggiore: 52 km, 1360 hm)
Nach wenigen Kilometern auf den Bikes nahmen wir heute die Mendelbahn von St. Anton am Kalterer See zur Mittelstation, um uns den 800m-Anstieg auf der stark befahrenen Mendelpassstraße zu ersparen. Doch auch so hatten wir noch einen anstengenden, steilen und teils technisch anspruchsvollen Anstieg vom Riffugio Malga Romeno auf den Roen vor uns. Insbesondere das 360° Panorama war hier trotz starker Bewölkung sehr beeindruckend, was auch die zahlreichen anderen Wanderer und Biker erklärte. Nach einer Rast und dem Sammeln von Kräften ging es in die im oberen Teil durch loses Geröll ebenfalls anspruchsvolle Abfahrt und über den Testa Nera hinab nach Corona. Nach einigen Kiloemetern entlang der Weinstraße mussten wir dann noch den wegen Straßentunnel und Autoverkehr etwas hässlichen Schlussanstieg zu unserem vorletzten Etappenziel, Spormaggiore, erkurbeln.
Donnerstag, 27.08.2020 (Spormaggiore - Riva: 63 km, 1570 hm)
Von Spormaggiore führte uns die letzte Etappe über Andalo zum Lago di Molveno und über San Lorenzo in Banale und den Passo del Balino zum Lago di Tenno. Das Ziel unseres Alpencross, Riva del Garda, lag schon zum Greifen nah. Doch kurz vor der abschließenden Abfahrt, sprichwörtlich auf den letzen Metern, ereilte uns dann noch der erste und einzige Platten. Dessen Reparatur zwang uns, bedingt durch hartnäckigen Luftverlust im Schlauchlos-System aufgrund eines leicht verformten Felgenhorns, zu einer längeren unfreiwilligen Pause. Doch dann waren sie da, die letzten Meter auf der steilen Abfahrt hinab direkt in die Altstadt und an die Hafenpromenade von Riva. Dort angekommen, ließen wir die ereignisreiche Woche bei einem kühlen Bier revue passieren und waren uns erneut einig: Das war noch immer nicht der letzte Alpencross, den wir bestreiten würden.
Freitag, 28.08.2020 (Rücktransport)
Am heutigen Tag stand noch der Rücktransport mittels Bikeshuttle von Riva nach St. Anton am Arlberg sowie die Heimreise auf dem Programm. Alle schwelgten bereits in den Erinnerungen an die vergangene Woche - und manch einer schmiedete insgeheim schon Pläne für die nächsten Bike-Abenteuer.