(M)ein Leben ohne WhatsApp - Weshalb wir alle darauf verzichten sollten

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Updates:

 02.11.2018: Quellenangaben hinzugefügt
 03.11.2018: ARD-Reportage über den Mutterkonzern von WhatsApp - Facebook - verlinkt
 03.11.2018: Sichere Datenübertragung kurz und einfach erklärt
 20.01.2019: Jabber/XMPP - ein wirklich freies Messenger-System
 11.04.2019: Threema-Sicherheitsüberprüfung bestätigt hohe Sicherheit
 11.04.2019: Totgeglaubte leben Länger - sicheres Chatten per E-Mail

 

Zugegeben, WhatsApp ist aus Sicht der Benutzer schon praktisch. Das Smartphone hat man immer dabei, mobiles Internet oder WLAN gibt es selbst in Deutschland zumindest häufig, die Nutzungsmöglichkeiten von WhatsApp sind unkompliziert und vielfältig. Schnell mal etwas kommunizieren oder absprechen - und das dank der Gruppenchat-Funktion mit vielen Leuten gleichzeitig, Urlaubsgrüße samt Fotos und Videos lassen die Liebsten am Erlebten in Echtzeit teilhaben und vieles mehr.
Neben den praktischen Funktionen gibt es noch andere Vorteile: (Fast) jeder hat es - man erreicht mit WhatsApp also (fast) jeden seiner Kontakte und weltweit über 1,4 Milliarden Menschen. Die App für sein Smartphone kann man kostenlos aus dem Appstore laden und kostenlos nutzen. Doch stimmt das wirklich?

(Die Nutzung von) WhatsApp verstößt gegen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung und damit gegen geltende Datenschutzgesetze (BDSG, DSGVO)

Aus den AGB von Whatsapp: "Adressbuch. Im Einklang mit geltenden Gesetzen stellst du uns regelmäßig die Telefonnummern von WhatsApp Nutzern und anderen Kontakten in deinem Mobiltelefon-Adressbuch zur Verfügung, darunter sowohl die Nummern von Nutzern unserer Dienste als auch die von deinen sonstigen Kontakten." (  Quelle - Stand 02.11.2018)
Mal Hand auf's Herz: Wie viele der Kontakte, deren Telefonnummern in eurem Smartphone-Adressbuch gespeichert sind, habt ihr um Erlaubnis gefragt, ob ihr deren Daten an WhatsApp und damit an den Mutterkonzern Facebook weitergeben dürft? Ich vermute mal keinen.
Nach § 51 Abs. 1 BDSG ist die Weitergabe von personenbezogenen Daten grundsätzlich nur mit Einwilligung zulässig ( Quelle - Stand 02.11.2018). Alle Nutzer von WhatsApp in Deutschland machen sich aufgrund der o.g. Nutzungsbedingungen von WhatsApp daher strafbar und riskieren eine finanziell empfindliche Abmahnung, wenn sie die Einwilligung zur Weitergabe der Daten an WhatsApp nicht von allen in ihrem Adressbuch gespeicherten Kontakten eingeholt haben. Das Amtsgericht Bad Hersfeld hat mit Beschluss vom 20.03.2017 (Az.: F 111/17 EASO) auf eine Klage hin ein entsprechendes Urteil gefällt. ( Quelle - Stand 02.11.2018)

Anfang 2014 hatte Facebook für 19 Milliarden Dollar WhatsApp gekauft. Doch warum gibt ein Konzern wie Facebook so viel Geld für eine App aus - und holt sich damit die Konkurrenz zum eigenen Facebook-Messenger ins Haus?
Nicht, um den Nutzern etwas gutes zu tun, sondern aus Interesse an den Daten der zu diesem Zeitpunkt über 1 Milliarde Nutzer. Im März 2014 versprach der WhatsApp-Gründer für eine Zusammenarbeit zu sorgen, die es WhatsApp erlaube unabhängig und autonom von Facebook weiterzumachen. Am 25. August 2016 kündigte WhatsApp jedoch auf seiner Webseite an, dass es die Telefonnummer seiner Nutzer mit Facebook verbinde – also doch nicht so unabhängig und autonom agiert, wie man die Nutzer bislang glauben lassen wollte.
Solch eine Datenübermittlung bedarf der Einwilligung der Betroffenen. Es gibt in WhatsApp aber keine Möglichkeit, dieser Datenübermittlung an Facebook zu widersprechen oder diese zu verhindern. Man kann nur der Auswertung der Daten zu Werbezwecken durch Facebook widersprechen, und selbst diese Option muss - in einer am Ende der WhatsApp-Nutzungsbedingungen und Datenschutzhinweisen versteckten Anmerkung - vom Nutzer deaktiviert werden.
Es gibt also nur 2 Alternativen: Die Datenübermittlung und damit den eigenen Verstoß gegen geltende Datenschutzgesetze in Kauf nehmen oder WhatsApp löschen.

Niemand weiß, wie sicher WhatsApp ist

Keine Frage: Auch WhatsApp ist (inzwischen) mit einem Ende-zu-Ende-System verschlüsselt. Das bedeutet, dass der Inhalt von Nachrichten weitestgehend sicher ist - zumindest theoretisch. Das reine Nutzerverhalten jedoch nicht – und allein das bringt Facebook eine Menge Informationen. Der perfekte Stoff also, aus dem maßgeschneiderte Werbung gemacht wird. ( Quelle - Stand 02.11.2018)
Während bei vielen anderen Messengern der Quellcode für jeden transparent ist, weil es sich um Open-Source-Projekte handelt, kann WhatsApp nur versprechen, dass die App sicher ist. Mehr nicht. Einen Einblick in den Quellcode, etwa zum Auffinden von Sicherheitslücken oder so genannten Backdoors, mit denen trotz Ende-zu-Ende-Verschlüsselung dann der Inhalt von Nachrichten mitgelesen werden könnte, verwehrt WhatsApp.

WhatsApp darf auf beruflich genutzen Geräten nicht genutzt werden

Die WhatsApp-Richtlinien besagen: "Du wirst unsere Dienste nicht auf eine Art und Weise nutzen (bzw. anderen bei der Nutzung helfen), die (…) eine nicht-private Nutzung unserer Dienste beinhaltet, es sei denn, dies wurde von uns genehmigt."
Hiermit verbietet WhatsApp selbst die berufliche Nutzung. Weiter ist die Nutzung von WhatsApp auf einem beruflich genutzten Smartphone auch datenschutzrechtlich problematisch, denn - wir erinnern uns - WhatsApp liest die gespeicherten Kontaktdaten aus und übermittelt diese auch an den Mutterkonzern Facebook.
Speziell für Lehrkräfte und Erzieher ist deshalb in fast allen Bundesländern, so auch in Baden-Württemberg, die dienstliche Nutzung von WhatsApp, insbesondere jegliche Kommunikation mit Schülerinnen und Schülern sowie deren Erziehungsberechtigten, sowie die Aufforderung zur Nutzung von WhatsApp, untersagt. ( Quelle - Stand 02.11.2018)

Weshalb z.B. auch Eltern(vertreter) kein WhatsApp nutzen sollten

Wie ein Streit an einer Thüringer Grundschule zeigt, bewegen sich Elternvertreter in einer rechtlichen Grauzone, wenn sie sich mit anderen Eltern über schulische Belange bei WhatsApp austauschen. Es ist nicht möglich, Eltern WhatsApp für den Austausch über schulische Belange zu untersagen, wie das für Lehrer und Erzieher gilt. Datenschützer wie auch Schulleitungen und Lehrkräfte können Eltern deswegen nur davon abraten, den Dienst für den Austausch über schulische Angelegenheiten zu nutzen. ( Quelle - Stand 02.11.2018)

 

Die "grossen Vorteile" von Whatsapp auf dem Prüfstand

 

1. Whatsapp kann Gruppenchats

Das können (fast) alle Alternativen auch. ( Quelle - Stand 02.11.2018)

2. Man kann Bilder, Videos und Sprachnachrichten versenden

Die Konkurenz kann das auch. ( Quelle - Stand 02.11.2018)

3. Die Nutzung ist gratis

Eines meiner Lieblingsargumente, denn das Argument ist schlicht falsch. So gratis ist WhatsApp nicht, denn man zahlt mit seinen Daten. Selbst wenn WhatsApp wie die Konkurrenz inzwischen eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für die versendeten Nachrichten eingeführt hat, rauschen die so genannten Metadaten nach wie vor unverschlüsselt durchs Netz und werden von WhatsApp und dem Mutterkonzern Facebook analysiert, verknüpft und genutzt, um mit dem Verkauf unserer Daten Geld zu verdienen. ( Quelle - Stand 02.11.2018;  Quelle - Stand 02.11.2018)

Aber was sind Metadaten?
Darunter versteht man alle Informationen wie z.B. wer mit wem in Kontakt steht, wann und wie oft WhatsApp genutzt wird und etliches mehr, die WhatsApp auf eurem Smartphone "mitlesen" kann. Schließlich räumt man der App auch den Zugriff auf Kamera, Speicher des Smartphones (also Fotos, Videos, Dokumente,...) und vieles mehr ein, damit man z.B. ein Foto über WhatsApp versenden kann.
( Quelle - Stand 02.11.2018;  Quelle - Stand 02.11.2018;  Quelle - Stand 02.11.2018)
Die aber für WhatsApp und Facebook wichtigsten Daten liegen im unverschlüsselten - also im Klartext lesbaren - Upload des Adressbuchs auf die WhatsApp-Server. Und genau das ist das Killerkriterium warum man WhatsApp nicht nutzen sollte. Ich erinnere nochmals an die informationelle Selbstbestimmung eurer Kontakte, gegen die man damit verstößt. ( Quelle - Stand 02.11.2018)

Ab 2019: WhatsApp mit Werbung und Gebühren

WhatsApp wird sich 2019 nach eigenen Angaben radikal (Anm.: zum Nachteil der Nutzer) verändern: WhatsApp ist seit seiner Übernahme im Jahr 2014 durch Facebook "kostenfrei". Jetzt soll damit Geld verdient werden, dass Unternehmen dafür bezahlen, um Nutzer über WhatsApp zu erreichen. Außerdem bekommen Nutzer künftig Werbeanzeigen angezeigt.
Vielleicht ist nun, Ende 2018, für viele der richtige Zeitpunkt, endlich über Alternativen nachzudenken und diese künftig auch anstelle von WhatsApp zu nutzen.

Update 02.11.2018: WhatsApp-Vizepräsident Chris Daniels bestätigt auf einer Veranstaltung in Neu Delhi die Einblendung von Werbung in WhatsApp. Werbeeinnahmen sollen künftig die Haupteinnahmequelle von Whatsapp sein ( Quelle - Stand 02.11.2018)

4. Ich habe nichts zu verbergen

Eine einzelne Nachricht wäre wohl ziemlich uninteressant für WhatsApp und Facebook, aber die Summe machts. Aus den schon angesprochenen Metadaten lässt sich herausfinden, was für eine Art Mensch ihr seid, was ihr mögt oder nicht mögt oder gar was ihr euch wünscht ( Quelle - Stand 02.11.2018) Das passiert nicht nur bei Whatsapp sondern auch bei Facebook, Google und vielen Anderen Plattformen, die das Sammeln, Analysieren, Verknüpfen und letztlich Verkaufen der gewonnenen Daten als ihr Kerngeschäft ansehen.
In einer vernetzten Welt, in der unser gesamtes Leben im Internet und auf unseren elektronischen Geräten gespeichert ist, sollte sich jeder Gedanken über den Schutz seiner persönlichen Daten machen und nicht einfach hinnehmen, wie es ist.

5. "Jeder" hat WhatsApp - ohne verpasse ich alles

(Fast) jeder hat und nutzt WhatsApp. Alles wird inzwischen über Whatsapp geklärt: Training, Arbeitsgeschichten, Freizeit und Geschenke. Allein diese Tatsache bewirkt, dass sich (fast) alle WhatsApp ebenfalls installieren, die genannten Nachteile und Probleme billigend in Kauf nehmen.

WhatsApp hat ein Monopol

Mit der Installation und Nutzung von WhatsApp trägt jeder dazu bei, dass sich die monopolartige Vormachtstellung von WhatsApp weiter ausbaut. Doch wir alle wissen: Monopole sind problematisch, verleihen dem Monopolisten zu viel Macht und behindern den Fortschritt durch mangelnden Wettbewerb. Wenn es keine Konkurrenz (mehr) gibt, können Preise, Nutzungsbedingungen und Funktionalitäten diktiert werden. Man stelle sich vor, man könne nur noch Autos von VW kaufen. Wie würde sich das wohl auf Qualität und Preis auswirken, wenn der Konzern nicht fürchten muss, dass die Kunden zur Konkurrenz abwandern. Oder ein Einparteiensystem in der Politik. So etwas mag ich mir gar nicht vorstellen, und wir wissen aus der Geschichte, wie so etwas enden kann: Die totale Kontrolle. Genau das ist aber bei Messengern durch die Vormachtstellung von WhatsApp quasi bereits Realität.

Update 03.11.2018: Wie brisant und auch gefährlich die Marktmacht des Mutterkonzerns von WhatsApp - Facebook - ist, zeigt auch die folgende Reportage in der ARD-Mediathek:  Facebook außer Kontrolle?

Ja, ohne WhatsApp ist man (derzeit) ein Stück weit außen vor. Aber mal ehrlich, das ist gar nicht so dramatisch. Es gibt schließlich noch andere (Kommunikations)Wege, jemanden zu erreichen: E-Mail, das gute, alte Telefon und - nicht zuletzt - die Alternativen von WhatsApp.
Ein durchaus ernst zu nehmendes Problem unserer Zeit: Man hat Angst, etwas zu verpassen oder, bei den ganzen Nachrichten, den Überblick zu verlieren. Also wird bei jeder eingehenden Nachricht sofort auf das Smartphone geschaut.
Ich muss zugeben, ohne WhatsApp muss man (noch) etwas mehr Eigeninitiative zeigen: Man muss nachfragen, um Infos auch außerhalb des WhatsApp-Netzwerks zu erhalten. Inzwischen gehen alle davon aus, dass jeder über Whatsapp erreicht wird. Einladungen zur Party oder Mountainbike-Tour am Wochenende werden nur noch über WhatsApp geplant und kommuniziert.

 

Die Alternativen zu WhatsApp

Wie eingangs erwähnt: Trotz aller Probleme, die ständige Erreichbarkeit und das Verlangen, alle eintreffenden Nachrichten (sofort) lesen zu müssen, mit sich bringen, Messenger wie WhatsApp sind praktisch und aus der heutigen, vernetzten Zeit nicht mehr wegzudenken.

Was also tun, um den datenschutzrechtlichen Problemen und der Vormachtstellung von WhatsApp zu begegnen?
Es gibt zahlreiche Alternativen zu WhatsApp: Hoccer, Signal, Telegram, Threema, Wickr Me, Wire und etliche mehr. Wie bei den "Vorteilen" von WhatsApp bereits angedeutet: Das Problem steckt nicht darin, dass diese schlechter wären oder weniger Funktionen hätten als WhatsApp - ganz im Gegenteil. Warum sich diese bei der Verbreitung schwer tun und wenig genutzt werden, liegt einzig und allein in der Marktdominanz von WhatsApp.

Bislang stößt man in der Regel auf ungläubige Blicke, wenn man Freunden oder Kollegen Alternativen wie Threema, Telegram oder Signal vorschlägt. "Was will ich denn damit? Das nutzt doch niemand, den ich kenne". Das stimmt natürlich nicht ganz, und man kann das Argument leicht entkräften:

  1. ICH nutze das.
  2. Du kannst problemlos mehrere Messenger parallel nutzen - und das machen sogar viele, ohne dass es ihnen bewusst ist: WhatsApp und Facebook-Messenger.

Davon abgesehen ist das so, weil niemand den Anfang macht. Threema kostet auch noch Geld. Völlig unerhörte drei Euro - solche Abzocker! WhatsApp ist ja kostenlos. Nein - wir erinnern uns - ist es nicht. WhatsApp kostet Daten und Privatsphäre, mit denen der Mutterkonzern Facebook dann satte Gewinne erwirtschaftet. Hinzu kommen die einschneidenden Veränderungen bei WhatsApp ab 2019 mit Werbung und Gebühren.

Nachfolgende Liste stellt nur eine Auswahl an alternativen Messengern dar. Beschreibung, Vor- und Nachteile erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sind aber nach bestem Wissen und Gewissen aus meiner Recherche (beispielhaft:  Quelle - Stand 02.11.2018;  Quelle - Stand 02.11.2018) und Nutzungserfahrungen entstanden.

1. Hoccer

Jeder Benutzer wird nicht über seine Telefonnummer, sondern über einen privaten Schlüssel, der ausschließlich auf dem Endgerät abgelegt und nicht beim Serviceprovider gespeichert wird, identifiziert. Die verwendete Verschlüsselung ist asymmetrisch, bestehend aus privatem und öffentlichem Schlüssel, und bietet beim Chatten ein hohes Maß an Sicherheit. Vom Benutzer selbst werden keine Zugangsdaten gespeichert, er ist für Hoccer nur eine zufällig generierte Nummer. Alle Zugangsdaten des Benutzers werden auf dem Gerät des Benutzers gespeichert. Die App hat weder Einsicht in Dateiformate noch in die Inhalte der Nachrichten, die verschickt werden. Es werden so wenige Daten wie möglich auf den von Hoccer genutzten Servern gespeichert. Diese befinden sich ausschließlich in Deutschland und unterliegen deshalb dem deutschen Datenschutzrecht. Nach vollständiger Übermittlung von Nachrichten werden diese unverzüglich wieder vom Server entfernt.
Laut Stiftung Warentest war Hoccer im Jahr 2015 der deutsche Testsieger bei den Messenger-Apps. Sie lobten, dass Hoccer vorbildlich mit persönlichen Daten umgeht. Leider ist die Verbreitung noch extrem gering und auch bei Hoccer ist der Quellcode nicht offen.

2. Signal

Die Empfehlung von Edward Snowden. Der gesamte Quellcode inklusive Verschlüsselung liegt offen vor, kann also auf Sicherheitslücken und Backdoors überprüft werden. Es werden sehr wenig Daten gesammelt.
So wird weder das Telefonbuch der Nutzer im Klartext auf die Server der Betreiber geladen, noch kann der Nachrichteninhalt von Dritten eingesehen werden und auch die Nutzerprofile mit Name und Foto sind verschlüsselt. Für die Verschlüsselung von Nachrichten kommt das freie Signal-Protokoll zum Einsatz, das von Sicherheitsexperten als sicher eingestuft wird.
Um Signal zu nutzen muss man sich mit seiner Telefonnummer registrieren. Die Nummern werden in Form unlesbarer elektronischer "Fingerabdrücke" - so genannten  Hash-Werten - an die Server von Signal übertragen und danach wieder gelöscht. Vorteil dieses Abgleichs: Im Telefonbuch erscheinen sofort alle Kontakte, die Signal auch nutzen.
Signal wird von einer gemeinnützigen Stiftung entwickelt und betrieben. Die Verbreitung ist höher als bei z.B. Hoccer. Funktional bietet Signal dasselbe wie WhatsApp, mit der Einschränkung, dass man bislang nicht mehrere Medieninhalte wie Fotos auf einmal versenden kann.

3. Telegram

Nach WhatsApp ist Telegram der in Deutschland am Zweithäufigsten genutzte Messenger. Hier findet fast jeder bereits mindestens einen Kontakt, der Telegram bereits nutzt.
Der Funktionsumfang ist im prinzip identisch mit WhatsApp. Standardmäßig werden die Daten in der Cloud gespeichert, sodass Konversationen über mehrere Geräte hinweg synchronisiert werden können. Nachteil ist, dass die Kommunikation standardmäßig nicht Ende-zu-Ende-Verschlüsselt ist. Nur wenn man einen „geheimen Chat“ nutzt, wird Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Dabei gibt es wie bei Snapchat eine Selbstzerstörungsfunktion, mit der sich Nachrichten mit einem Verfallsdatum und Selbstzerstörung versehen lassen. Nachrichten können auch manuell einfach zurückgezogen werden, wodurch sie auch beim Chatpartner verschwinden. Offizielle Clients stehen für iOS, Android und auch für Desktoprechner zum Download zur Verfügung.

4. Threema

Threema war einer der ersten Messenger, bei denen höchste Priorität auf Sicherheit gelegt wurde. Das Schweizer Unternehmen hinter dem Produkt versichert, dass die komplette Kommunikation zwischen den Teilnehmern von Anfang bis Ende verschlüsselt übertragen wird. Threema ist leider nicht quelloffen, so dass man auch hier dem Betreiber glauben muss. Allerdings finanziert sich das Unternehmen im Gegensatz zu Facebook und WhatsApp nicht durch Datenhandel und Werbung, sondern u.a. durch den Kauf der App durch die Nutzer - aktuell einmalig halsabschneiderische 3 Euro.
Die Server befinden sich ausschließlich in der Schweiz. Die Anwendung, mit der man Textnachrichten, Fotos, Videos und den eigenen Standort verschicken sowie Telefonate führen kann, gibt es sowohl für iOS als auch für Android. Seit Anfang 2017 ist der Messenger mit Threema Web auch auf dem Desktop nutzbar.
Bei Threema muss man weder seine Telefonnummer noch eine E-Mail-Adresse angeben, um sich anzumelden. Die Identifikation erfolgt über eine zufällig erstellte ID. Man kann aber auch die im Adressbuch hinterlegten Telefonnummern und E-Mail-Adressen (und nur diese werden übertragen) in Form so genannter  Hash-Werten an die Threema-Server übertragen. Die Server halten diese  Hashes nur kurzzeitig im Arbeitsspeicher, um die Liste der übereinstimmenden IDs zu ermitteln, und löschen sie sofort wieder. Auch können aus den übertragenen  Hash-Werten keine Daten rekonstruiert werden. Vorteil dieses Abgleichs: Im Telefonbuch erscheinen sofort alle Kontakte, die Threema auch nutzen.

Update 11.04.2019: Ein Audit (eine Sicherheitsüberprüfung) des Quellcodes des Threema-Messengers fördert keine kritischen Lücken zu Tage und untermauert das Sicherheitsversprechen des dahinter stehenden Schweizer Unternehmens:  Messenger Threema übersteht Sicherheitsprüfung (fast) ohne Vorkommnisse

5. Wickr Me

Wickr ist ein kostenloser Messenger mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Er wird für verschiedene Plattformen (Android, iOS sowie für Windows, OS X und Linux) angeboten und ermöglicht den Austausch verschlüsselter Text-, Sprach- und Video-Nachrichten. Diese kann man auch wie bei Snapchat mit einem Verfallsdatum versehen. Sehr schön: Wickr entfernt vor dem Versand die Metadaten aus verschickten Bildern und Videos, die z.B. Ort und Zeit einer Aufnahme enthalten.
Leider gibt es Wickr bislang nicht auf deutsch.

6. Wire

Noch relativ neu auf dem Messenger-Markt ist das Berliner Unternehmen Wire Swiss. Wire unterstützt neben Schriftnachrichten und GIFs auch das Versenden von Sprachnachrichten in HD-Qualität. Dabei wird alles Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Gruppenchats sind ebenfalls möglich. Alle Server stehen in der EU.
Der Messenger kann mit iOS-, Android-, Windows- und OS-X-Geräten genutzt werden – oder mit einem aktuellen Browser (Chrome, Firefox, Opera). Das Unternehmen hat den kompletten Quellcode zur Einsicht und Nutzung veröffentlicht. So ist auch hier eine Überprüfung auf Sicherheitslücken und Backdoors möglich.

 

Update 20.01.2019:

7. Jabber (XMPP)

Alle bislang genannten Alternativen haben ebenfalls einen gemeinsamen Nachteil: Es handelt sich wie bei WhatsApp auch um "Inselsysteme", die von einem Anbieter entwickelt und zur Verfügung gestellt werden. Eine völlig firmenunabhängige und damit wirklich freie Alternative stellt Jabber/XMPP dar. Dieses Messagingsystem basiert auf dem quelloffenen Protokoll XMPP. Es gibt viele XMPP-Server im Netz. Dabei verfolgt XMPP den Ansatz, dass nicht alle XMPP-Server von einem Anbieter bereitgestellt und kontrolliert werden, sondern sich nur zu einem föderalen, dezentralen Netzwerk verbinden. Theoretisch kann jeder mit den nötigen Ressourcen und Kenntnissen seinen eigenen XMPP-Server betreiben.
Als Benutzerkennung dient ein frei wählbarer Benutzername, der zusammen mit dem gewählten Anbieter einen Accountnamen ergibt, der wie eine E-Mail-Adresse aufgebaut ist, z.B: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Wie bei einer entsprechend gewählten E-Mail-Adresse ermöglicht das weitgehende Anonymität bei der Nutzung. Auch ist es natürlich problemlos möglich, sich mehrere solcher Chat-Konten für verschiedene Zwecke einzurichten, wie man oft auch unterschiedliche E-Mail-Adressen für verschiedene Zwecke, z.B. beruflich und privat, nutzt.
So wie man auch andere Messenger-Apps installiert, um z.B. Signal oder Telegram zu nutzen, oder E-Mails mit E-Mail-Clients an PC, Tablet und Smartphone schreiben, abrufen und beantworten kann, so lassen sich auch XMPP-Messenger für die Kommunikation über Jabber installieren und nutzen. Beispiele hierfür sind Chatsecure (iOS), Conversations (Android) oder Gajim (Windows, Linux).

 

Update 11.04.2019:

Totgeglaubte leben länger - sicheres Chatten per E-Mail

Mit "Chat over IMAP" möchte die Kölner Firma Open-Xchange Facebook und den zum Facebook-Konzern gehörenden Diensten WhatsApp und Facebook-Messenger den Kampf ansagen.
"Chat over IMAP" ist eine offene Spezifikation, die auf den gängigen Mail-Protokollen SMTP und IMAP (Simple Mail Transfer Protocol und Internet Message Access Protocol) beruht. SMTP dient zum Versenden, IMAP zum Empfangen von Chat-Botschaften.

Weitere Infos:  Chatten per Mail: Open-Source-Veteranen wollen WhatsApp Konkurrenz machen.

 

Fazit: Zu welcher Alternative soll man nun greifen?

Das kann man nicht pauschal sagen. Alle haben ihre Vor- und Nachteile, wobei derzeit der allen gemeinsame Hauptnachteil in ihrer gegenüber WhatsApp geringen Verbreitung liegt. Datenschutzrechtlich unbedenklich sowie sicherer als WhatsApp sind sie aus meiner Sicht alle, wobei man z.B. bei Telegram beachten muss, dass man seine Kommunikation über geheime Chats führt.

Update 20.01.2019: Jabber/XMPP hat meiner Ansicht nach aus datenschutzrechtlicher und freiheitlicher Sicht das größte Potential, da es ein konzernunabhängiges, dezentrales System ist. Es ist allerdings - von bestimmten Nutzergruppen abgesehen - leider auch das am wenigsten bekannte und verbreitete System.

Ich selbst würde mir auch nicht wünschen, dass es DIE Alternative oder den einen Messenger gibt, der vielleicht irgendwann WhatsApp in seiner Vormachtstellung ersetzt, denn das birgt dann ähnliche Gefahren, wie wir sie aktuell mit WhatsApp erleben. Deshalb habe ich mich entschieden, einfach mehrere Messenger auf meinem Smartphone zu installieren, um möglichst viele Kontakte außerhalb von WhatsApp zu erreichen. Und ganz ehrlich - warum auch nicht. Was spricht denn dagegen, wenn Gruppe A über Telegram, Gruppe B über Threema und ich mit Kontakt C noch über Signal kommuniziere?!? Klar, innerhalb einer Gruppe muss man sich auf einen Messenger einigen, und je mehr Beteiligte, desto schwerer fällt es, allen den Sinn oder die Notwendigkeit einer Alternative zu WhatsApp zu vermitteln. Hier ist (aktuell noch) Überzeugungsarbeit nötig. Ich hoffe, dass sich das 2019 mit den angekündigten Änderungen bei WhatsApp ändert und viele doch anfangen, umzudenken.
In diesem Sinne, habt Mut zu Vielfalt, auch auf euren Smartphones und bei euren Messengern.

 

Update 03.11.2018:

Exkurs: Was sind Hash-Werte?

Wichtig für sichere und damit datenschutzkonforme Messenger ist, dass die an die Server des Betreibers übermittelten Daten

  1. so gering wie möglich sind
  2. nicht im Klartext, also nicht für jeden - im Idealfall auch nicht für den Betreiber - lesbar, übertragen werden

In diesem Zusammenhang spielen neben einer verschlüsselten Datenübertragung so genannte Hash-Werte eine wichtige Rolle. Aus lesbaren Informationen wie der Telefonnummer oder einem Passwort wird durch einen Algorithmus ein elektronischer „Fingerabdruck“ erstellt. Aus dem Hashwert kann der originale (lesbare) Inhalt nicht wieder erzeugt werden. (Weitere Infos:  Quelle - Stand 03.11.2018)

 

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